»Foto« eines Exoplaneten?

IR-Falschfarbenaufnahme des Sterns 1RSX J160929.1-210524 und seines mutmaßlichen Planeten, aus J-, H- und K-Band-Aufnahmen mit Adaptiver Optik am Gemini-Nord-Teleskop. [Gemini Observatory]
»Das erste Foto eines wahrscheinlichen Planeten um einen sonnenähnlichen Stern«, tönte die Pressemitteilung des Gemini-Observatoriums, aber schon die Überschrift der zugehörigen Veröffentlichung ließ Zweifel aufkommen: Von der Untersuchung eines »Begleiter-Kandidaten mit planetarer Masse« war da die Rede, und das bei einem »jungen Analogon der Sonne«. Vom großen Ziel der Exoplanetologie, dem direkten Bild eines Planeten wie dem unsrigen, angestrahlt von seiner Sonne, war man mithin gleich zwei Schritte entfernt. Zum einen ist noch überhaupt nicht bewiesen, dass sich der schwache Lichtpunkt, der auf nahinfraroten Bildern des nördlichen Gemini-Teleskops mit Adaptiver Optik in 2,2″ Abstand vom 500 Lichtjahre entfernten Stern 1RSX J160929.1-210524 erscheint, überhaupt in einer Umlaufbahn befindet. Charakteristika seines Spektrums deuten zwar auf eine ähnliche Entfernung hin, aber erst Astrometrie über mehrere Jahre hinweg wird zeigen können, ob beide Objekte gemeinsam durch den Raum ziehen oder der kleinere ein »freier Planet« ist, wie sie zuweilen in Sternhaufen gefunden werden. So oder so wäre es aber kein Planet im üblichen Sinne, also ein kühler Körper, den nur das Licht seiner Sonne erhellt: Dieses Objekt strahlt selbst, dank seines Alters von nur 5 Mio. Jahren und einer Temperatur von rund 1800 Kelvin! Genau auf solche Körper zielte schließlich die Suchstrategie ab. Sollte es sich wirklich um einen gebundenen Planeten des Sterns handeln (der mit einem Spektraltyp K7 übrigens nur eine vage Kopie des G-Sterns Sonne ist), dann würde er ein profundes Problem für die Theorie der Planetenentstehung darstellen: In projizierten 330AE Sternabstand sollte sich demnach kein Körper mit rund 8 Jupitermassen bilden können. Wie schon bei einer ganzen Reihe anderer Beinahe-Fotos fremder Planeten der letzten Jahre sind also einstweilen mehr als genug Fragen offen.

Daniel Fischer

Original-Veröffentlichung: arxiv.org/abs/0809.1424
Pressemitteilung des Gemini-Observatoriums: www.gemini.edu/sunstarplanet
Die vielen unbewiesenen Planeten-Bilder: www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2008/09/bilder-von-exoplaneten.php
Daniel Fischer

Share
Published by
Daniel Fischer

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

5 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

6 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

6 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

6 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

6 Jahren ago