»Das erste Foto eines wahrscheinlichen Planeten um einen sonnenähnlichen Stern«, tönte die Pressemitteilung des Gemini-Observatoriums, aber schon die Überschrift der zugehörigen Veröffentlichung ließ Zweifel aufkommen: Von der Untersuchung eines »Begleiter-Kandidaten mit planetarer Masse« war da die Rede, und das bei einem »jungen Analogon der Sonne«. Vom großen Ziel der Exoplanetologie, dem direkten Bild eines Planeten wie dem unsrigen, angestrahlt von seiner Sonne, war man mithin gleich zwei Schritte entfernt. Zum einen ist noch überhaupt nicht bewiesen, dass sich der schwache Lichtpunkt, der auf nahinfraroten Bildern des nördlichen Gemini-Teleskops mit Adaptiver Optik in 2,2″ Abstand vom 500 Lichtjahre entfernten Stern 1RSX J160929.1-210524 erscheint, überhaupt in einer Umlaufbahn befindet. Charakteristika seines Spektrums deuten zwar auf eine ähnliche Entfernung hin, aber erst Astrometrie über mehrere Jahre hinweg wird zeigen können, ob beide Objekte gemeinsam durch den Raum ziehen oder der kleinere ein »freier Planet« ist, wie sie zuweilen in Sternhaufen gefunden werden. So oder so wäre es aber kein Planet im üblichen Sinne, also ein kühler Körper, den nur das Licht seiner Sonne erhellt: Dieses Objekt strahlt selbst, dank seines Alters von nur 5 Mio. Jahren und einer Temperatur von rund 1800 Kelvin! Genau auf solche Körper zielte schließlich die Suchstrategie ab. Sollte es sich wirklich um einen gebundenen Planeten des Sterns handeln (der mit einem Spektraltyp K7 übrigens nur eine vage Kopie des G-Sterns Sonne ist), dann würde er ein profundes Problem für die Theorie der Planetenentstehung darstellen: In projizierten 330AE Sternabstand sollte sich demnach kein Körper mit rund 8 Jupitermassen bilden können. Wie schon bei einer ganzen Reihe anderer Beinahe-Fotos fremder Planeten der letzten Jahre sind also einstweilen mehr als genug Fragen offen.