Bei der ersten Phase 2000 bis 2005 hatte die dreidimensionale Kartierung unserer kosmischen Nachbarschaft im Mittelpunkt gestanden, die Kernaufgabe der SDSS – in Konkurrenz übrigens zu einem ähnlichen australischen Projekt, 2dFGRS. Danach waren drei Beobachtungsprogramme parallel vorangetrieben worden: eine weitere tiefe Durchmusterung in neuen Himmelsarealen, eine Supernova-Jagd in fernen Galaxien zu kosmologischem Nutzen und die „Sloan Extension for Galactic Understanding and Exploration“ (SEGUE), die sich mit der Struktur des Halos unserer eigenen Milchstraße beschäftigte. Die SDSS-III besteht sogar aus vier parallelen Programmen: Das detaillierte Klumpungsverhalten der kosmischen Galaxienverteilung in einem 7 Mal größeren Volumen soll Auskunft über wichtige Grundparameter des Alls geben, zwei SEGUE-Nachfolger werden den Aufbau der Milchstraße weit draußen wie nahe des Zentrums ergründen, und die Radialgeschwindigkeiten von 11000 Sternen werden überwacht, um die Statistik der Riesenplaneten zu verbessern. Und während SDSS-III bis 2014 Unmengen neuer Daten gewinnt, wird auch die Analyse der von SDSS-I und -II angehäuften mit immer neuen Methoden vorangetrieben. Selbst der Mithilfe enthusiastischer Amateurastronomen bedient man sich dabei zuweilen.
Kaum ein Feld der Astronomie hat nicht von der SDSS profitiert: Die Flut der wissenschaftlichen Arbeiten – es sind bis jetzt rund 5000! – ist längst unüberschaubar geworden. Ein ganz neues Ergebnis ist der Nachweis, dass die markanten Hohlräume in der Galaxienverteilung („Voids“) nicht nur keine sichtbaren Galaxien, sondern auch keine Halos aus Dunkler Materie enthalten. Aus dem Klumpungsmuster der SDSS-Galaxien in den dichten Filamenten war die Beziehung zwischen ihnen und ihren Halos ermittelt und dann per Simulationsrechnung das Muster der Voids vorausgesagt worden, wenn dort keinerlei Materie sitzt: Rechnung und beobachtetes Bild stimmen überein. SEGUE verdanken wir die Erkenntnis, dass es in den inneren 75000 Lichtjahren der Milchstraße hunderte lange „Ströme“ aus Sternen geben muss, die Überbleibsel von Zwerggalaxien, die von Gezeitenkräften zerrissen wurden. Die Bewegungen von einer Viertelmillion Halosternen hat SEGUE vermessen und 14 Ströme – 11 davon vorher unbekannt – entdeckt, woraus sich die enorme Zahl hochrechnen lässt. Die SDSS hat aber auch 14 überlebende Satellitengalaxien aufgespürt, die meisten viel lichtschwächer als die 10 vorher bekannten Zwerge (siehe Kurzmeldung unten). Und auch zahlreiche Bewohner des Sonnensystems sind der SDSS-Kamera ins Bildfeld geraten, darunter auch mancher Exot wie die in einem Artikel unten beschriebene „Mini-Sedna“.Daniel Fischer
Übergang zur SDSS-III: www.sdss.org/news/releases/20080815.mission_final.html | |
Milchstraßen-Halo: www.sdss.org/news/releases/20080816.segue_final.html | |
SDSS-III: www.sdss3.org |
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