In den Niederlanden ist die Aufregung groß: Der sechste bestätigte Meteorit ist im Lande gefunden worden. Und wie bei den anderen fünf war sein Fall auch direkt beobachtet worden: am 11. Januar 2017, mit der Bergung des 500-Gramm-Steins am folgenden Tage. Der anonyme Finder, neben dessen Haus der Brocken niedergegangen war, realisierte den kosmischen Zusammenhang allerdings erst später, und erst jetzt wurde der Meteorit nach Abschluss der Untersuchungen vorgestellt: Ein Exot ist es allerdings nicht.
Es ist durchaus ungewöhnlich, dass bei sämtlichen Meteoriten, die je auch dem Gebiet eines Staates gefunden wurden, auch ihre Leuchtspur am Himmel und/oder der Sturz auf die Erde beobachtet wurden: Üblicherweise sind mal mehr, mal weniger als die Hälfte der ’nationalen‘ Meteoriten Funde, die irgendwann (viel) später gemacht wurden und keiner himmlischen Feuerkugel zugeordnet werden können. Anders in den Niederlanden: Bei sämtlichen seit 1840 eingesammelten und verifizierten Meteoriten wurde auch der Fall beobachtet, zuletzt bei der Nr. 5, als 1990 in Glanerbrug ein Hausdach durchschlagen wurde. Und diesen Januar ist es nun in der niederländischen Provinz Nordholland wieder passiert: Ein leuchtendes Objekt am Himmel war damals von mehreren Personen in den Niederlanden und Belgien beobachtet worden, es gibt ein kurzes Video von einer Dashcam in einem Auto in Belgien, und Tags darauf entdeckte jemand in einem Schuppen unter einem Schaden im Dach einen Stein, der dort nicht hingehörte. Während des Falls war niemand zuhause gewesen, und man schenkte dem ganz schwarz verkrusteten Fund zunächst nicht viel Beachtung.
Irgendwann überwog dann aber doch die Neugier, das Internet wurde durchforstet, und der Stein fand letztlich seinen Weg zu den Geologen der Naturalis-Stiftung, die sich mit Meteoriten auskennen: Es war ein gewöhnlicher Chondrit des Typs L6, eine häufige Sorte. Der Tradition folgend wurde der Meteorit nach dem Fundort getauft, Broek in Waterland. Statistisch gesehen müsste alle etwa 4 Jahre in einem Gebiet von der Größe der Niederlande ein Meteorit dieses faustgroßen Formats niedergehen, aber wenn er nicht direkt ein Haus trifft, sind die Chancen auf einen Fund sehr gering – vor allem wegen der vielen Wasserflächen und Feuchtgebiete des Landes. Deswegen fehlen auch Zufallsfunde irgendwo in der Landschaft! Nach der Sichtung der Feuerkugel im Januar und nachdem sie Wochen später von dem Meteoritenfund erfahren hatten, suchten Spezialisten ein fast 70 ha Gebiet – meist Kuhweiden und Torfmoore – mehrere Wochen lang nach weiteren Meteoriten ab: vergeblich, so wie schon nach zwei anderen Feuerkugeln der letzten Zeit. Diesmal war sie in etwa 80 km Höhe aufgeleuchtet, um 17:09 MEZ am 11. Januar, und die gefilmte Flugbahn passte genau zu dem Fundort – aber umgekehrt wäre dieser nicht aus dem einsamen belgischen Video allein zu bestimmen gewesen. Doch nun kann das Happyend gefeiert werden.
LINKS:
Persberichten von Naturalis: http://www.naturalis.nl/nl/over-ons/nieuws/pers/persberichten/de-6e-meteoriet-van-nederland
Video vom Fall: https://www.youtube.com/watch?v=CayUL8kOqG8
Längerer Artikel: http://www.volkskrant.nl/wetenschap/meteoriet-stort-neer-in-noord-holland-vondst-op-aarde-is-zeldzaam~a4502686
Mini-Dokumentation (in Englisch): https://www.youtube.com/watch?v=bLJZC-ZQBWY
Die früheren Fälle: http://meteorieten.langbroek.org
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