Aufgelöstes Bild der Staubscheibe um jungen Stern

Das erste aufgelöste Bild der Scheibe um einen Stern, das mit optischer Inter- ferometrie gelang, allerdings noch Fehler aufweist: So erscheint der Rand der Scheibe (grün markiert) in mehrere isolierte Blasen zerlegt, während sie in der Realität aus einem Stück bestehen dürfte. Zwei Bildrekonstruktionen im nahen IR im H- und K-Band wurden hier zu einem Falschfarbenbild zusammengesetzt und die Lage des Rings sowie zum Vergleich eine Erdbahn einzeichnet. [ESO/S. Renard]

Die optische Interferometrie, bei der das Licht mehrerer Teleskope wellengenau zusammengeführt wird, um extrem scharfe Bilder zu erzeugen, ist heute etwa da, wo die Radioastronomie vor Jahrzehnten war: Mit deren langen Wellen gelingt das – bereits 1974 mit einem Nobelpreis geehrte – Kunststück erheblich leichter. Aber die optischen Astronomen holen auf: War die Bildrekonstruktion bislang meist auf Doppelsterne oder einfache Helligkeitsmuster auf Sternoberflächen beschränkt, so gibt es auch schon die ersten Erfolge mit komplexeren Himmelsobjekten. Und es muss – besonders wichtig – kein Vorwissen über die wahrscheinliche Helligkeitsverteilung mehr in den mathematischen Prozess hereingesteckt werden. Der neueste Erfolg sind die ersten Bilder mit Millibogensekunden Auflösung von der Scheibe um den jungen Stern HD 163296. Rund um solche Sterne findet eine Menge spannende Astrophysik statt: Akkretion und Abströmen von Gas, Planetenbildung und eine Wechselwirkung zwischen dem Stern und der ihn noch umgebenden Scheibe.

All das lässt interessante Strukturen auf kleiner Skala erwarten, von denen heute mögliche Modellrechnungen aber kaum etwas erfassen. Messungen an gleich vier Interferometern, maßgeblich dem AMBER-Instrument am Very Large Telescope Interferometer aber auch IOTA, KeckI und CHARA, sind nun zusammengeführt worden, um die Scheibe um den Herbig-Ae-Stern ohne weitere Annahmen zu rekonstruieren, was in den nahinfraroten H- und K-Bändern gelang. Zu sehen sind mehrere in der Summe signifikante Aufhellungen in wenigen Millibogensekunden Abstand vom Stern: Sie passen zu einer Scheibe mit breitem Rand und auch hellem Innenbereich, die zur Sichtlinie geneigt ist, wobei aber bei keinem der »secondary blobs« individuell sicher ist, ob es sich um ein reales Objekt handelt. Mehr Messungen mit vielen verschiedenen Basislinien sind nötig, um zuverlässige 2D-Bilder solch komplexer Strukturen zu erhalten, aber dass es im Prinzip funktioniert, bestätigt auch dieses Ergebnis schon. Wie auch die Vermutung, dass es rund um junge Sterne ganz schön komplex zugeht.

Daniel Fischer

ESO-Veröffentlichung mit Originalarbeit:
www.eso.org/public/announcements/ann1058
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