Astronomen-Paradies in Deutschland

Der Physik-Nobelpreisträger Schmidt und die MIAPP-Direktoren Kudritzki und Beneke (v.l.n.r.) vor einem Modell des erhofften Neubaus. [Daniel Fischer]
interstellarum Sternstunde-Moderator Paul Hombach im Gespräch mit Kudritzki. [Daniel Fischer]

Einen ganzen Monat lang nur mit Kollegen entspannt und in großer Tiefe über die neuesten Ergebnisse des eigenen Forschungsfeldes zu diskutieren, ungestört von den Ablenkungen des täglichen akademischen Lebens und befreit vom Zeitdruck klassischer Tagungen: Welcher Astronom würde nicht von solcher »Qualitätszeit« träumen? Bislang gab es dazu vor allem auf den legendären Physiker-Treffem im abgelegenen Ski-Ort Aspen in den Rocky Mountains Gelegenheit, aber nun existiert ein derartiges Refugium auch auf dem Forschungscampus Garching nördlich von München: im Munich Institute for Astro- and Particle Physics (MIAPP). Dabei handelt es sich um eine Serie jeweils einmonatiger Workshops – der erste befasst sich mit der Präzisionsmessung der Hubblekonstanten – organisiert und finanziert über Deutschlands »Exzellenz-Cluster Universe«, den es seit 2006 gibt und der inzwischen bis 2017 verlängert wurde. Am Anfang solch eines Workshops stehen eine Handvoll Koordinatoren, deren Themenvorschlag ein Gutachter-Ausschuss für würdig befand: Diese entscheiden dann über die Bewerbungen der weiteren Teilnehmer und wählen 50 bis 60 aus, deren Reisespesen übernommen werden.

Nicht zwingend aber doch oft hält jeder der Auserwählten auch einen Vortrag, dem dann eine wesentlich intensivere Diskussion folgt, als es bei einer normalen Tagung möglich wäre. Dabei sollen auch die Schwierigkeiten und Probleme des Themas nicht verschwiegen werden, betont Rolf-Dieter Kudritzki, zusammen mit dem Teilchenphysiker Martin Beneke Direktor des MIAPP. Während die Vorträge selbst sogleich auf dessen Webseite erscheinen, herrscht noch gewisse Unklarheit über die Veröffentlichung der Notizen des Diskussionsverlaufs danach, bei dem »alle Karten auf den Tisch« gekommen sein sollten – was für den Rest der astronomischen Welt natürlich besonders interessant wäre. Die tatsächlich recht inspirierende Atmosphäre des MIAPP – das bereits auf ein neues Gebäude und eine permanente Weiterführung nach 2017 hofft – konnte auch das Team der interstellarum Sternstunde ein paar Stunden genießen: In der nächsten Sendung gibt es Interviews mit Kudritzki und dem Physik-Nobelpreisträger Brian Schmidt, der an dem Hubble-Workshop teilnimmt.

Daniel Fischer

Homepage des MIAPP:
munich-iapp.de
PM der TU München:
www.tum.de/nc/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/31599/
Homepage des Forschungscampus:
www.forschung-garching.de
Daniel Fischer

Share
Published by
Daniel Fischer

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

4 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

5 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

5 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

5 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

5 Jahren ago