Ich bekam diesen Sommer die lang ersehnte Chance knapp 2 Monate unter dem namibischen Sternenhimmel zu verbringen. Dabei war ich auf einer Lodge in der Kalahari als Volunteer tätig und durfte jeden Abend den Gästen, mit einem 10“ SC einen unglaublichen Blick auf die Milchstraße gönnen.
Eines Abends buchte ein Mann aus der Schweiz für sich und seinen Sohn die Stargazing Tour, aber sein Sohn war noch auf Nacht Safari unterwegs. Nachdem alle Gäste nach der Führung die Teleskop-Lounge verlassen hatten, wartete der Mann zusammen mit mir darauf, dass sein Sohn zurückkam.
Nach ein paar Minuten Geplänkel stellteer mir eine Frage, die mir noch kein anderer Gast gestellt hatte. Anfangs war ich so perplex, dass ich Probleme hatte eine schnelle Antwort darauf zu finden. Nicht weil es eine komplizierte Frage über den Sternenhimmel war, sondern weil es eine einfache Frage über mich war.
„Warum tust du das?“
Es kehrte eine nachdenkliche Stille ein, in der nur das mächtige Schnurren der drei Geparden zu hören war, die nur wenige Meter neben der „Sternwarte“ schliefen.
Ich hatte keine Probleme damit, was ich sagen würde, sondern vielmehr wie. Er schaute mich nach ein paar Sekunden so an, als wüsste er genau womit ich gerade kämpfe und schien unheimlich neugierig darauf zu hören, was ich gerade versuchte in Worte zu fassen.
Wir saßen nebeneinander auf einer Bank die nach Süden gerichtet war. Ich hob meinen Arm und zeigte auf die Kleine Magellansche Wolke, die dezent aber doch nicht zu übersehen am Himmel stand:
"Dieser milchige Fleck", sagte ich, "sind 5 Milliarden Sterne in einer Entfernung von etwa 200.000 Lichtjahren. Stell dir vor, du trittst eine Reise von dort durch die unendlichen Weiten des Alls an, die so lange sein wird, wie es die Menschheit gibt. Du ziehst vorbei an Sternen die geboren werden, siehst Zivilisationen auf fremden Planeten aufgehen und wieder zerfallen. Supernovae die alles in ihrer Umgebung zerreißen und gleichzeitig die Entstehung von neuen Sternen mit neuen Planeten und neuen Geschichten anstoßen.
Stell dir vor, du kommst endlich auf unserem kleinen blauen Punkt namens Erde an, vollgepackt mit so vielen Eindrücken, dass du sie kaum mehr für dich behalten kannst. Du bist erleichtert, dass hier eine Spezies lebt, die mittlerweile über genug Verstand und Wissen verfügt, um deine Geschichten zu verstehen.
7 Milliarden hochentwickelter, beschäftigter Augen und Ohren und niemand hört hin…
Aber wenn du Glück hast und irgendwo auf der dunklen Seite dieser Kugel der Himmel klar ist, dann findest du vielleicht einen belächelten Spinner der keine Mühen scheut und nachts so fern ab von seinesgleichen wie nur möglich seinen Blick nach oben richtet um begierig deiner Geschichte zu lauschen.
Würdest du dir nicht denken, dass deine Reise nicht umsonst war, wenn auch nur um dieses kleinen Menschen willen?“
Ich schaute zu ihm hinüber. Er starrte noch immer nach Süden. Er lächelte und nickte leicht, etwa so als ob er nur mehr flüchtig gehörte hätte was ich sage, weil er mittlerweile einer viel aufregenden Geschichte lauscht.
fb.me/astrobert
500px.com/astrobert
Detailangaben
- Kategorie: Deep-Sky: Galaxien
- Art der Aufnahme: Digitalfoto
- Optik: Teleobjektiv
- Öffnung in mm: 70
- Brennweite in mm: 200
- Kameramodell: EOS 6D
- Filter:
- ISO-Zahl: 800
- Belichtungszeit: 3,75h
- Datum: 20/08/2017 22:00
- Uhrzeit:
- Zeitzone: MEZ
- Ort: Bagatelle Kalahari Game Lodge
- weitere Bildautoren:
Kommentar hinterlassen