Im Geheimen ging sie aber weiter: Details der Explosion hatten den niederländischen Meteorspezialisten Peter Jenniskens — heute am SETI-Institut in Kalifornien beschäftigt — trotz ihrer großen Höhe zu der Vermutung gebracht, es könnte eine Restmasse des nur vier Meter großen und 80 Tonnen schweren Himmelskörpers den Boden erreicht haben. Zusammen mit einem Physikprofessor der Universität von Khartoum und zahlreichen Stundenten wurde zwei Monate nach dem Fall eine systematische Suchaktion in der Wüste gestartet — und bereits am zweiten Tag, dem 6. Dezember, stieß einer der Stundenten tatsächlich auf den ersten Meteoriten; auch Jenniskens selber wurde später mehrmals fündig. Inzwischen ist das Gelände mehrfach durchkämmt worden, und schon 280 Bruchstücke des Himmelskörpers sind gefunden worden. Die ersten Funde waren vor einigen Wochen eher versehentlich bekannt geworden, aber nun gibt es die Geschichte der ersten 47 Funde auch im Detail in der Zeitschrift »Nature« nachzulesen, garniert mit einigen kuriosen Details des Meteoritenfalls.
Entgegen ersten Vermutungen hat es nämlich tausende von Augenzeugen gegeben: Die Explosion über dem Sudan fiel just in die Zeit nach dem ersten Morgengebet! Dieses verpasst zu haben scheint indes der Eisenbahner Abdel Moniem Magzoub, der in der entlegenen Station Nr. 6 eingeschlafen war: Der erste grelle Blitz am Himmel weckte ihn auf, und er konnte noch weitere Blitze sehen und später ein Geräusch hören, das er als »doe-doe-doe-doe-doe« beschrieb. Solche Augen- und Ohrenzeugenberichte waren entscheidend, um das Suchgebiet für die Meteoriten weiter einzugrenzen — das mit Trümmern des Asteroiden gut angefüllt war. Selbst als der Bus einer Suchtruppe im Sand stecken blieb, lag direkt daneben wieder einer der Meteoriten. Und diese haben es in sich: Es handelt sich bei den »Almahata Sitta«-Funden (»Bahnstation 6« auf Arabisch) um Achondriten des Ureilit-Typs, doch mit abweichender Struktur, denn sie sind sehr porös und enthalten große Kohlenstoff-Körner, und das Material ist zerbrechlicher als alles, was es bisher in Meteoritensammlungen gibt. Durch eine große Kraftanstrengung war es Astronomen mit dem William Herschel Telescope auf La Palma noch gelungen, 2008 TC3 kurz vor seinem Untergang zu spektroskopieren: Aus diesen Daten wie auch Spektren der Meteoriten lässt sich der Asteroid nun eindeutig der Klasse F zuschreiben. Und da die Bahn des Körpers vor seinem Kontakt mit der Erde dank der Astrometrie noch im Weltraum 10000 Mal genauer bekannt ist als in anderen Fällen, wo man allenfalls die feurige Spur in der Atmosphäre kennt, lässt sich 2008 TC3 sogar in eine bestimmte Region des Hauptgürtels zurückverfolgen, wo er ein Splitter des 3km-Asteroiden 1998 KU gewesen sein könnte.
Daniel Fischer
Bilder der Meteoritensuche: asima.seti.org | |
JPL Pressemitteilung: www.jpl.nasa.gov/news/features.cfm?feature=2094 | |
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