Amateur-Netzwerk ermöglicht entscheidende Zwergnova-Studie

Der entscheidende Ausbruch von SS Cygni und wie er von visuellen Beobachtern (schwarze Punkte) und Photometrikern der Veränderlichenorganisation AAVSO (in verschiedenen Filtern) verfolgt wurde. [AAVSO]
In kaum einem Bereich der stellaren Astrophysik spielen Amateure eine größere Rolle als ausgerechnet in Wellenlängenbereichen, die ihnen direkt gar nicht zugänglich sind. Denn die kosmischen Quellen, die im Röntgen- aber auch Radiobereich ungewöhnliche Phänomene produzieren, sind oft nur für kurze Zeit und ohne Vorwarnzeichen aktiv. Die Betreiber der Satelliten oder Radioanlagen benötigen daher ein Netzwerk von Beobachtern, das – am besten rund um den Globus verteilt und rund um die Uhr – zahlreiche Kandidaten im sichtbaren Licht überwacht und bei Anzeichen eines Ausbruchs Alarm schlägt, der sich auch im Optischen als Helligkeitsanstieg bemerkbar macht. Solch ein Netzwerk selbst aufzubauen und zu betreiben, würde eine Menge Geld kosten, und Beobachtungszeit für derartige Routinearbeit an bestehenden professionellen Teleskopen würde man eh nicht bekommen. Aber da gibt es ja noch die Scharen von Amateurastronomen, die regelmäßig veränderliche Sterne beobachten und ihre Messungen an die zentrale Datenbank der AAVSO liefern, der American Association of Variable Star Observers – dem vielleicht bedeutendsten amateurastronomischen Dachverband der Welt, der aus der Profiastronomie nicht mehr wegzudenken ist. Jetzt hat das Netzwerk der AAVSO sogar einen beachtlichen Durchbruch möglich gemacht, der weit über die stellare Astrophysik hinaus reicht!

Die Beobachter überwachten im Auftrag von Radioastronomen zehn Zwergnovae, und als der berühmte Stern SS Cygni am 24. April 2007 einen Ausbruch begann, wurden zwei große Radiointerferometer – der VLA in den USA und MERLIN in Großbritannien – auf die Quelle gerichtet. Die Radioteleskope sahen eine helle Punktquelle, die zwar nicht räumlich aufgelöst werden konnte. Aber die Eigenschaften der Strahlung ließen sich am besten als Kombination expandierender Schalen und kurzlebige scharf gebündelter Materiestrahlen erklären – und letzteres war neu, denn Hinweise auf solche Jets hatte man bei Zwergnovae bisher vergebens gesucht. Jede andere bekannte Klasse von Himmelskörpern, bei denen ein Objekt Materie von einem anderen aufsammelt und dabei eine Akkretionsscheibe bildet, von jungen Sternen bis hin zu Gamma Ray Bursts und Aktiven Galaxien-Kernen und Quasaren, zeigt immer auch ein Jet-Phänomen, wenn man genau genug hinschaut. Nun wissen wir, dass dies auch bei den Zwergnovae – wo ein Weißer Zwerg Materie von einem gewöhnlichen Stern zieht – der Fall ist und wohl ein ganz fundamentaler Zusammenhang zwischen Scheiben und Jets besteht als bislang schon bekannt. Da aber die genaue Physik, die die Jets aus den Scheiben heraustreibt, immer noch nicht bekannt ist (auch wenn die Rolle von Magnetfeldern immer deutlicher geworden ist), könnte Beobachtungen an SS Cyg eine Schlüsselrolle zukommen. Den unermüdlichen Beobachtern der AAVSO sei dank.

Daniel Fischer

Pressemitteilung der AAVSO: www.aavso.org/news/sscyg_jet.shtml
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