Die Oldenburger Sternfreunde um Frank Wierny et al. hatten zum Frühjahrs-NAFT ins ostfriesische Wardenburg geladen und 53 Sternfreundinnen und Sternfreunde fanden den Weg dorthin. Bei bestem Wetter (vor dem Gemeindesaal der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde war ein PST aufgestellt, durch das man in den reichlich vorhandenen Pausen die Hα-Sonne beobachten konnte) stellten Amateure aus dem Norden ihre fotografischen Ergebnisse des letzten Halbjahres – und mehr – vor.
Vorherrschend waren dieses Mal Deep-Sky-Vorträge. So berichteten Frank Wierny aus Portsloge, Bruno Mattern aus der Lüneburger Heide und Carsten Reese aus der Bremer Umgebung von der nächtlichen Jagd nach fotografischen Objekten. Hervorzuheben ist hier vor allem der Beitrag von Carsten Reese, der eher seltene Objekte aufgenommen hat u.a. für das mit Unterstützung von Amateuren betriebene Projekt »Ströme in Halos naher Galaxien« unter Dominik Bomans von der Ruhr-Universität Bochum teilnimmt (es geht hierbei um die Suche nach stellaren Strömen, die von den Halos naher Galaxien ausgehen). Hierzu verwendete er die Datenreduktionssoftware Theli, die er auch kurz vorstellte. Eine komplexe, aber interessante Alternative zu anderen Stacking-Programmen.
Weitere Höhepunkte dieses an interessanten Themen reichen Tages waren Berichte über den Aufbau einer Remote-Sternwarte in südfranzösischen Moydans, die bisherige (ansteigende und wieder abfallende) Sonnenaktivität in den ersten Monaten des Jahres sowie die beendruckenden Impressionen mehrerer Schiffsreisen in die Karibik und deren astrofotografische Bezüge (Schiff mit Himmelshintergrund) und zu atmosphärischen Erscheinungen (z.B. 22° Horizontalkreis). Und – eine Reminiszenz an alte NAFT-Zeiten: Es gab auch einen Diavortrag mit Aufnahmen von Polarlichtern und dem letzten Aschberg-Teleskop-Treffen (AFT).
Bestürzung rief allerdings ein Vortrag hervor, der beredtes Zeichen für die augenblickliche Wissenschaftslandschaft in Deutschland ist: Das renommierte Observatorium Hoher List, Außenstelle des Argelander-Istituts der Universität Bonn, soll zum 28.2.2012 geschlossen werden und einer Hotelanlage Platz machen. Es hat sich bereits ein Förderverein gebildet, der das Gelände erhalten will, denn nach den bisherigen Plänen sollen alle noch verwendbaren Instrumente nach Bonn zurückkommen und der Rest einfach verschrottet werden!
Am Ende wurde aus dem einst rein astrofotografischen Meeting wegen der Vielschichtigkeit der dargebotenen Themen eine richtig kleine, feine Astrotagung, die dann im Herbst in Hannover ihren Fortgang erfahren soll.
Manfred Holl
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