Es ist eines der wenigen gut dokumentierten Himmelsereignisse aus der Frühzeit der Himmelsbeobachtung. Wie wir heute aus ihren Überlieferungen wissen, bemerkten im Juli des Jahres 1054 chinesische Hofastronomen einen Stern, der sogar tagsüber neben der Sonne am Himmel sichtbar war. Es war die Supernovaexplosion, die später als Crab-Nebel (Messier 1) Einzug in die Geschichtsbücher halten sollte. Die Untersuchung der Dynamik dieses Supernovaüberrestes mit spektroskopischen Mitteln brachte jetzt einem jungen Nachwuchsastronomen den ersten Preis beim diesjährigen Wettbewerb »Jugend forscht« im Bereich der Geo- und Raumwissenschaften. Benedikt Gröver betrat mit seiner Idee Neuland, denn Supernovaeüberreste sind in der Regel sehr lichtschwache Objekte. Darum ist es bis heute auch noch keinem Amateur gelungen, sie zu spektroskopieren. Mit einem 8-Zoll-Newton gelang es ihm in seiner Siegerarbeit, die durch die dynamischen Entwicklungen innerhalb des Nebels ausgelösten Rot- und Blauverschiebungen im Spektrum von M 1 nachzuweisen und somit durch die Dopplermethode u.a. auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Nebels zu bestimmen.
Gleichwohl wird in Expertenkreisen außerhalb des »Jugend forscht«-Gremiums über möglicherweise übersehene, dennoch nicht ganz unwesentliche Unplausibilitäten innerhalb der Arbeit diskutiert: Im Wesentlichen erstrecken sich die Irritationen auf die genaue Identifikation der aufgenommenen Linien, sowie die Tatsache, dass unmodifizierte Spiegelreflexkameras wie die EOS 1000D, die in der Arbeit verwendet wurde, im violetten Farbbereich zu unempfindlich sind, um belastbare Ergebnisse im Violetten liefern zu können. Eventuell stammt das Spektrum der sich dennoch auf sehr hohem Niveau bewegenden Arbeit also nicht vom Crab-Nebel, sondern zeigt Nachthimmellinien.
Lars-C. Depka
www.jugend-forscht.de/index.php/projectsearch/detail/6038.4446 |
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