Die Sonne zeigte sich in den letzten zwei Wochen von einer schon lange nicht mehr gekannten Seite: Zweieinhalb Jahre nach dem Minimum im Dezember 2008 produzierte die im Weißlicht und in Hα sehr aktive Region Nr. 11263 einen X6/2b-Flare, dessen Höhepunkt am 9. August um 10:05 MESZ erreicht wurde. Flares bauen sich über Minuten hinweg auf, erreichen ihr Ausbruchsmaximum und fallen dann wieder in sich zusammen. Verbunden war das Ereignis mit einem Typ II-Radiosturm, dessen mit 1551km/s von der Sonne wegfliegende Teilchen aber das Erdmagnetfeld nicht erreichten, weil die Fleckengruppe schon sehr nahe am Westrand stand. Aufgezeichnet hat diesen bislang größten Ausbruch im laufenden Zyklus der Solar Dynamics Explorer (SDO), der am 11. Februar 2010 gestartet wurde und nun von einem geostationären Orbit aus die Sonne ständig im Visier hat und laufend Bilder zur Erde sendet.
Nur wenige Stunden zuvor war dort ein mit einem großen koronalen Massenauswurf verbundener M2/1b-Flare mit einem Maximum um 6:06 MESZ aufgestiegen, dessen Teilchengeschwindigkeit nach Beobachtungen mit dem Large Angle and Spectrometric Coronagraph (LASCO) der Sonnensonde SOHO auf ca. 1000km/s geschätzt wurden.
Etwa eine Woche vorher war die deutlich höhere Sonnenaktivität durch drei große Fleckengruppen auffällig geworden. Drei Aktive Regionen (Nr. 11260, 11261 und 11263) liefen über die Nordhalbkugel der Sonne und waren teilweise auch mit bloßem Auge – mit Hilfe von Sonnenfiltern – sichtbar. Insbesondere die AR 11261 stach bis zum 9. August durch eine besonders hohe Aktivität hervor: Am 2. August gab es hier um 8:19 MESZ einen M1/1N-Flare, der mit einem kräftigen Typ IV-Radiosturm gekoppelt war, am 3.8. um 15:48 MESZ einen M6/2B- und am 4.8. um 5:57 MESZ einen M9/2b-Flare. Jener war es, der kurz hintereinander erst einen Typ II- und dann einen Typ IV-Radiosturm entfachte und auch noch einen koronalen Massenaufwurf mit einer Teilchengeschwindigkeit von 2100km/s nach sich zog. In der Nacht vom 5. auf den 6. August waren in der Folge in weiten Teilen Europas, Nordkanadas und im Norden der USA Polarlichter zu sehen. In Deutschland war dies bis nach Sachsen hinein nur sehr unterschiedlich möglich, je nachdem, wo man gerade eine Wolkenlücke erwischte.
Manfred Holl
www.nasa.gov/mission_pages/sunearth/news/News080911-xclass.html |
www.nasa.gov/mission_pages/sunearth/news/News080411-dblpunch.html |
www.spaceweather.com/flareexpl.html |
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