Venus: Winde legen an Kraft zu

Über einen Zeitraum von sechs Jahren nahm die Windgeschwindigkeit aus bisher unbekanntem Grund kontinuierlich zu. [Khatuntsev et al., Hintergrundbild ESA]
Einzelne Wolkenstrukturen (Pfeile und Ovale) wurden dazu verwendet, um die Windgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Breiten und Höhen zu ermitteln. So flossen seit 2006 letztlich über 430000 Beobachtungen in die Analysen ein. [Khatuntsev et al.]
Einzelne Wolkenstrukturen (Pfeile und Ovale) wurden dazu verwendet, um die Windgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Breiten und Höhen zu ermitteln. So flossen seit 2006 letztlich über 430000 Beobachtungen in die Analysen ein. [Khatuntsev et al.]

Seit 2006 umkreist die europäische Raumsonde Venus Express nun den inneren Nachbarplaneten der Erde. Auch mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des Erdklimas, sind die Erlangung von Rückschlüssen und Erkenntnissen über das dynamische Atmosphärenverhalten der Venus, zwei der wesentlichen Missionspunkte in der Agenda der beteiligten Forschungsinstitute. Zudem stehen Fragen zu den Prozessen im komplexen Wolkensystem der Venus, der Rolle des Treibhauseffekts bei der Klimabildung, den Ursachen für die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre, dem Vorhandensein von Wasser und vermuteten seismischen und vulkanischen Aktivitäten im Mittelpunkt des Interesses.

Vor diesem Hintergrund werden auch seit April 2006 Windmessungen vorgenommen, deren Intensität sich über die vergangenen sechs Jahre hinweg kontinuierlich verstärkt hat. Konnten bei Ankunft des Venus Express noch mittlere Windgeschwindigkeiten von 300km/h dedektiert werden, bläst der Sturm heute in einem Gebiet von 50° Breite beiderseits des Äquators in 70km über Grund mit über 400km/h. Da vor dem Hintergrund der geringen Rotationsneigung zur Bahnebene (2,6°) jahreszeitliche Effekte als Ursache des Anstiegs nahezu ausgeschlossen werden können, ist sein Auslöser gegenwärtig völlig unverstanden. Dabei fußen die Erkenntnisse auf einer soliden Basis. Zur Auswertung wurden Aufnahmen aus 2300 Umläufen von Venus Express herangezogen, dem Äquivalent von zehn Sonnenumläufen der Venus. Über 430000 Wolkenstrukturen flossen in die Analysen ein.

Das Ergebnis zeigt das besondere Verhalten der Atmosphärenmassen deutlich auf: Die Venusatmosphäre rotiert nicht als starre Schale um den Planeten. Am Äquator sind fünf Tage, in mittleren Breiten drei Tage für einen Umlauf zu kalkulieren. Die gesamte obere Atmosphäre benötigt im Mittel rund vier Tage, um den Planeten einmal zu umrunden, der selbst 243 Tage für eine Umdrehung benötigt. In tieferen Breiten jenseits der 50°-Marke beruhigen sich die Windgeschwindigkeiten auf ein konstantes Maß, können allerdings in den auch auf Venus vorhandenen Jetstreams um bis zu 110km/h variieren. Sowohl in der Dynamik, als auch in Bezug auf das längerfristige Verhalten der Atmosphäre, ist also noch so manche Herausforderung zu bewältigen.

Lars-C. Depka

ESA-Meldung:
www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/Venus_Express/The_fast_winds_of_Venus_are_getting_faster
Originalarbeit:
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0019103513002182

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