Die besten Radar-Aufnahmen eines erdnahen Asteroiden

20 der 21 »Bilder«, die per Radar von 2014 HQ124 erzeugt werden konnten: Die Beobachtungen überspannten 4½ Stunden, in denen die Rotation des Asteroiden deutlich zu sehen ist. Pro »Bild« wurden Echos über einen Zeitraum von zehn Minuten verarbeitet: Bei den ersten fünf war Arecibo der Empfänger, was für ein starkes Summensignal sorgte, dann übernahm – nach einer Lücke von 35 Minuten – eine viel kleinere kalifornische Antenne. [M. Brozović und J. Jao, Jet Propulsion Laboratory/Caltech/NASA/USRA/Arecibo Observatory/NSF]

Bis auf 1,25 Millionen Kilometer ist der Kleinplanet mit der vorläufigen Nummer 2014 HQ124 am 8. Juni an die Erde heran gekommen, anderthalb Monate nach seiner Entdeckung durch den reaktivierten Infrarotsatelliten WISE, der jetzt auf die Jagd nach genau solche Objekten geschickt wurde. Dieser Fund war besonders interessant, denn mit damals geschätzten 250m bis 400m Durchmesser hat er für einen erdnahen Asteroiden beachtliche Ausmaße: Nur alle paar Jahre einmal kommt ein Brocken dieser Größe der Erde so nahe. Und noch seltener unter so idealen geometrischen Bedingungen für Beobachtungen per Radar, kurz nach der größten Erdnähe: Über 100 Nachfolge-Beobachtungen hatten die Bahn von 2014 HQ124 präzisiert, und es würde möglich sein, den Asteroiden bistatisch – mit zwei verschiedenen Antennen – zu verfolgen. Ein starker Sender der 70m-Antenne im kalifornischen Goldstone würde Impulse zu ihm schicken, die die 305m-Antenne von Arecibo auf Puerto Rico sowie ein 34m-Radioteleskop in Kalifornien empfangen sollten.

Auch vier weitere radioastronomische Antennen vom Very Long Baseline Array beteiligten sich an der Kampagne, indem sie wiederum Radarsignale empfingen, die Arecibo selbst aussandte. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: In 1,4 Mio. km Entfernung lieferte der Asteroid starke Echos, aus denen sich Quasi-Bilder mit einer Auflösung von prinzipiell 3,75m erzeugen lassen, was erst die bistatische Technik möglich macht: Sie gehören zu den besten, die es je gab. Ausgenutzt wird die Rotation des Körpers, einmal in etwas weniger als 24 Stunden. Dabei werden die Echos der Radarpulse durch den Dopplereffekt leicht in der Frequenz verschoben und können einer horizontalen Koordinate zugeordnet werden, während die Laufzeit zwischen der oberhalb der Bilder gedachten Erde und dem Asteroid die vertikale Koordinate liefert. 2014 HQ124 erweist sich – wie aufgrund bereits der WISE-Daten erwartet – als 370m × 200m große »Hantel«, vermutlich sind es zwei Körper, die sich berühren. Auch allerlei Oberflächendetails, darunter ein spitzer Hügel, sind zu erkennen.

Daniel Fischer

Die Radarbilder:
www.jpl.nasa.gov/news/news.php?release=2014-186
Mehr aus Arecibo:
www.naic.edu/~pradar/2014HQ124/
Die Bahn von 2014 HQ124:
www.jpl.nasa.gov/news/ne

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*