Bis auf 22,3 Meter an die Oberfläche des Asteroiden Ryugu heran hat sich der japanische Orbiter Hayabusa 2 heute gewagt, im Rahmen des Manövers „TD1-R1-A“, was für ‚Touchdown 1, Rehearsal 1-A‘ steht: die Wiederholung des ersten Probelaufs für das erste Aufsetzen auf der Oberfläche, um eine Bodenprobe einzusammeln. Der erste Test war im September in 600 Metern Höhe automatisch abgebrochen worden, weil ein Laser-Höhenmesser nicht korrekt arbeitete, aber das Problem ist nun behoben: Beim heutigen Abstieg kam Hayabusa 2 dem Asteroiden näher als je zu vor und kehrt jetzt wieder in seine Parkposition zurück. Bereits für den 24. Oktober ist mit TD1-R3 der nächste Testlauf zur Vorbereitung des Einsammelns der ersten Bodenprobe geplant – wobei es aber frühestens im Januar 2019 ernst wird und nicht wie lange geplant schon Ende diesen Monats.
Der Grund für die Änderung der Pläne für das erste Aufsetzen ist die überraschende Beschaffenheit der Asteroidenoberfläche: Anstatt der erwarteten staubigen und eher glatten Landschaft mit hier und da einem Felsbrocken sahen Hayabusa 2 während seiner diversen Annäherungen und erst rechts die beiden japanischen MINERVA-‚Rover‘ und der deutsch-französische Hüpfer MASCOT eine völlig zerklüftete Oberfläche voll spitzer Steine. Und so gut wie keinem Regolith dazwischen, jenem durch unzählige kleine Impakte zu einer staubigen Masse zerstrümmertem Gestein, wie es zum Beispiel den Erdmond bedeckt. Das Fehlen des Regoliths ist fraglos die wichtigste Entdeckung von Hayabusa 2 und seinen kleinen Landern bisher und auch das größte Rätsel der Mission bisher. (Sonstige wissenschaftliche Erkenntnisse von Orbiter und Landern wurden bislang kaum kommuniziert; man weiss immerhin aus MASCOT-Messungen vor Ort, dass das Gestein ziemlich pöros ist, etwa wie Braunkohle.) Die ungemütliche Oberfläche Ryugus hat nun eine gravierenden Planänderung für Hayabusas Probenentnahmen erzwungen, die am 11. Oktober erläutert wurde: Man hält zwar an der bereits im August ausgesuchten Region L08 für den ersten Bodenkontakt fest, wird aber ganz gezielt das nur 20 Meter große Areal L08-B darin ansteuern, indem keine Steine größer als 50 cm Durchmesser zu sehen sind, die die Sonde gefährden würden. Ihr Sammel-Horn ist einen Meter lang, und es wird schräg angeflogen: Der Sondenkörper könnte mit größeren Steinen kollidieren. Nun war die Mission aber nur für 100 Meter „Zielgenauigkeit“ ausgelegt: Der jetzt erforderliche fünfmal genauere Anflug will erst eingehend trainiert werden. Beim Absetzen der MINERVAs und MASCOTs – und dem heutigen Tiefflug – hat Hayabusa 2 bereits bewiesen, dass Präzisionsmanöver möglich sind. Nur reicht die Vorbereitungszeit nicht aus, bevor von Ende Oktober bis in den Dezember hinein die Funkverbindung wegen der Sonnenkonjunktion von Ryugu zu schlecht ist: Deswegen wird es 2019, bis das riskanteste aller Manöver von Hayabusa 2 gewagt werden kann.Ähnliche Artikel
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