Auf ihrer Aprilversammlung im schweizerischen St. Hurz hat sich die Internationale Astronomische Union (IAU) mit einer Reihe bisweilen kontroverser Themen befassen müssen. Einige Beschlüsse wurden hingegen mit bemerkenswerter Einmütigkeit gefasst.
Ärger um Tageslänge
Es war mehr als nur eine Retourkutsche für die Degradierung Plutos zum Zwergplaneten anno 2006, die von der amerikanischen Delegation auf die Agenda gesetzt wurde: Die neue US-Administration lässt keinen Zweifel aufkommen, dass sie gewillt ist, auch im Bereich der Himmelsmechanik eigene Regeln durchzusetzen. In einer Twitter-Botschaft hatte Präsident Trump angekündigt, die Tageslänge zur Chefsache zu machen und bezeichnete die natürliche Schwankung derselben als Erfindung der Chinesen. Unter dem Motto »make days long again« verfügte er per Dekret, dass die Dauer des lichten Tages »für den einfachen amerikanischen Bürger« endlich wieder länger zu sein habe. Tatsächlich bestätigten einige Forscher, dass die Tageshelligkeit unmittelbar nach dem Erlass zugelegt hätte, zur Zeit um ca. zwei Minuten pro Tag. Als Zeitmaß für die Tageslänge solle künftig »1 Trump-Tag (T-Day)« gelten. In einem Telefonat mit dem US-Präsidenten beschwerte sich daraufhin der Premierminister Australiens. Seine Wissenschaftler hätten festgestellt, dass die Tageslänge im Gegenteil sogar abnähme. Trump habe daraufhin wortlos aufgelegt. Daher lege der Australier nun den Fall der IAU vor. Dort teilte man mit, man werden die Entwicklung zunächst bis zum 21. Juni verfolgen und sich dann äußern.
Aprilversammlung beschließt neue Riesenstern-Kategorie
Im Zuge einer Neufassung der Stellarklassifikation diskutierten die Wissenschaftler eine seltene Population Roter Überriesen, die ohne erkennbare Ursache innerhalb kürzester Zeit zu ungeheurer Größe aufgebläht werden. Sie weisen eine erhöhte Kerntemperatur auf, die mitreißend auf umgebende Gasmassen wirkt, sind hingegen in ihren Außenbereichen zunehmend diffus und bestehen, wie es der Entdecker dieser Sternart, der Kosmologe Maarten Schulz aus dem niederländischen Swaadlap beschrieb, »zu großen Teilen quasi aus heißer Luft«. Zu seinen Ehren werden derartige Objekte jetzt »Schulz-Sterne« genannt. Es ist der einzige Beschluss, den die alte Tante IAU jemals mit 100% Zustimmung fasste.
Exoplaneten-Flut lässt Astrologen verzweifeln
Ein ungewöhnliches Anliegen erreichte die Aprilversammlung seitens der Astrologie. Die ungeliebte Stiefschwester der wissenschaftlichen Astronomie ist seit ihrer Beschwerde über die Einführung eines 13. Tierkreisbildes nicht mehr an die IAU herangetreten. »Ein ganzer Berufsstand kommt angesichts der vielen Exoplaneten mit dem Erstellen von Horoskopen nicht mehr hinterher«, beklagt die nordrhein-westfälische Landesbeauftragte für Astrologie, Globuli und Inneres Gleichgewicht, Ingeborg Käse-Kräcker. Welche Charaktereigenschaften solle man z.B. Menschen zuweisen, die unter dem Einfluss des neu entdeckten Sternsystems TRAPPIST-1 mit seinen gleich sieben Planeten geboren seien? In einem außergewöhnlichen Akt der Amtshilfe gegenüber einer esoterischen Fakultät schlug der Exoplanetenforscher Jean-Baptiste Leffe-Bruin von der Universität Lüttich vor, Trappist-Geborenen eine Affinität zu hopfenhaltigen Getränken zu konstatieren. Beim abendlichen Get-together der IAU kam es zu einem denkwürdigen Selbstversuch der Tagungsgäste, bei dem sich herausstellte, dass offenbar der größte Teil der Anwesenden zur Gruppe der Trappist-Geborenen gehört. Ein hastig auf Bierfilzen erstelltes wissenschaftliches Paper zu dieser empirischen Spontanstudie endet mit der bekannten Feststellung: »More research needs to be done!«
Phil G. Doens
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