Korona in 3D: Die Mission STEREO hat begonnen

Raketenstart
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Solche Bilder der Sonne und vor allem ihrer Korona gab es noch nie: Seit der Nacht zum 26. Oktober ist ein Paar NASA-Sonden auf einer 1845 x 419 850 km großen Ellipse unterwegs (Boeing-Bild: Delta-Start in Cape Canaveral), die bald mit Hilfe der Schwerkraft des Mondes unterschiedliche Wege nehmen und der Erde vorauseilen bzw. ihr nachfolgen sollen. Mit mehreren jeweils nahezu identischen Kameras sollen die Solar Terrestrial Relations Observatories (STEREO) »von der Seite« die Korona gewissermassen von der Sonnenoberfläche bis zur Erde in drei Dimensionen erfassen und überdies vielfältige Messungen im interplanetaren Raum vornehmen: Das Hauptinteresse gilt den koronalen Massenauswürfen (Coronal Mass Ejections, CMEs), die sich selbst zu Zeiten des Sonnenminimums etwa alle 1,2 Tage erreignen, während es im Maximum 2 pro Tag gibt. Das Magnetfeld der Sonnenkorona gerät durcheinander, gewaltige Blasen der heissen Plasmahülle der Sonne machen sich auf den Weg durch den interplanetaren Raum – und wenn sie die Erde treffen, was im Maximum 4-mal die Woche der Fall sein kann, können die Folgen erheblich sein.

Da eine CME, die auf die Erde zuläuft, auch von einem guten Koronographen in ihrer Nähe – wie auf dem Satelliten SOHO seit 1995 im Einsatz – nur unzureichend vermessen werden kann und im Wesentlichen als expandierende diffuse Wolke erscheint, werden die beiden STEREO-Sonden auf Bahnen geschickt, die etwas inner- bzw. ausserhalb der Erdbahn liegen und Umlaufszeiten von 347 bzw 387 Tagen haben: Die Sonden entfernen sich ständig weiter von der Erde, mit 22½° pro Jahr, so dass sie nach zwei Jahren – dem Ende der nominellen Mission; man hofft natürlich auf 5 und mehr Jahre Betrieb – mit der Sonne einen 90°-Winkel aufspannen. An Bord sind jeweils 16 Instrumente, zwei einzelne sowie zwei sogenannte Suiten aus mehreren zusammengehörigen Systemen. Zahlreiche Analysatoren für den Zustand des interplanetaren Mediums sind darunter und ein Radioinstrument, für den Amateurastronomen (und Gelegenheits-Korona-Fotografen bei Sonnenfinsternissen) am interessantesten dürften freilich die drei Kamerasysteme sein, die zur Suite SECCHI gehören.

Da gibt es Kameras, die dem EIT auf SOHO entsprechen (»EUVI«) und die innere Korona im UV-Licht überwachen (aber mit doppelter Schärfe und viel höherer Bildrate), Koronographen, die Weiterentwicklungen der LASCO-Instrumente SOHOs sind (»COR1« und »COR2«) – und einen innovativen Heliospheric Imager (»HI«), der CMEs verfolgen soll, wie sie den Raum zwischen Korona und Erde durchqueren. Die Koronawolken sind dann bereits extrem ausgedünnt, enthalten aber nach wie vor freie Elektronen, die das Licht der Sonne streuen, so dass sie – wie auch die ruhige Korona selbst – im weissen Licht aufgenommen werden können. Enorme Anstrengungen wurden unternommen, um den HI so streulichtarm wie möglich zu machen, so dass sich die extrem schwachen Wölkchen überhaupt sichtbar machen lassen. Die (insbesondere automatische) dreidimensionale Auswertung der Bildpaare von den Koronakameras der beiden Sonden stellt ein anderes kniffliges Problem dar, aber die beiden müssen überhaupt erst einmal ihr Ziel erreichen. Am 15.12. soll die A-Sonde in 5940 km Höhe über den Mond ziehen und auf die Bahn vor (»ahead«, daher A) der Erde gelangen. B kommt zwei Stunden später auf 10 740 km und am 21.1.2007 noch einmal 16 025 km an den Mond heran, um so auf der Bahn hinter (»behind«) der Erde zu landen.

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