Am Himmel erreichte sie nur 14. (extinktionskorrigiert 12.) Größe, doch die Supernova 2006gy, die am 18. September vom Teleskop ROTSE-IIIb auf dem McDonald Observatory in Texas in der Galaxie NGC 1260 entdeckt wurde, hat es in sich: Sie erreichte eine absolute Maximalhelligkeit von rund -22M, drei Größenklassen mehr als jeder anderen Supernova beobachtet und weit heller eine typische Sternexplosion. Auch die Lichtkurve verlief ungewöhnlich, mit einem sehr langsamen Anstieg (wie einst bei der absolut viel schwächeren SN 1987A in der LMC) und einem Maximum erst 70 Tage nach der Explosion. Die Interpretationen des Phänomens gehen weit auseinander: Eine Gruppe sieht hier eine Supernova des exotischen Typs IIa, eines Zwitters zwischen den Supernova-Hauptklassen I (ohne Wasserstoff, Explosion eines Weissen Zwergs) und II (Kernkollaps eines massereichen Sterns), von dem erst vier andere Fälle beobachtet wurden. Die SN 2006gy war allerdings im Maximum 3- bis 5- mal leuchtkräftiger als die hellste »IIa« bisher und 100 Tage nach der Explosion immer noch -20,5M hell, leuchtkräftiger als jede andere bekannte Supernova.
Innerhalb von zwei Monaten strahlte sie bereits 1,2 x 1051 erg Energie ab: Das entspricht fast der gesamten mechanischen Energie einer Ia-Supernova – zu der ihr späteres Spektrum passen würde – von 1-2 x 1051 erg, die nahezu komplett in Strahlung umgewandelt worden sein müsste. Ein extrem dichtes zirkumstellares Medium müsste angenommen werden, das das Vorgängersystem unmittelbar vor der Explosion in den Raum blies und in das die Explosionswelle sogleich hineinlief. Daraufgibt es aber nicht nur keinen Hinweis, sondern sogar viele Argumente, die dagegen sprechen. Reine Spekulation ist in diesem Rahmen auch, dass hinter dieser Supernova die Fusion zweier Weisser Zwerge oder eine »Super-Chandra-Supernova« steckte. In einer alternativen Sicht ist stattdessen ein besonders massereicher Einzelstern explodiert, dem es zuvor nicht gelungen war, seine Wasserstoffhülle abzublasen. Ein sehr massereiches und hochentwickeltes Objekt wie Eta Carinae käme in Frage, heute der leuchtkräftigste bekannte Stern in der Milchstraße und ein Luminous Blue Variable: Vielleicht kann solch ein Objekt früher explodieren als gedacht und dann als besonders helle Supernova, anstatt unauffällig direkt als Schwarzes Loch zu verschwinden.
Im Fall der SN 2006gy müsste man einen Stern von 110 Sonnenmassen annehmen: Die gigantische Leuchtkraft geht in diesem Szenario auf die Freisetzung der thermischen Energie in der Hülle des Sterns zurück, während Wechselwirkungen mit dem zirkumstellaren Medium kaum eine Rolle spielen. Wenn solch ein Ende extrem massereicher Sterne der Regelfall wäre, dann könnte man auf den Nachweis von Supernovae aus der Frühzeit des Universums hoffen, denn die ersten Sterne überhaupt waren nach Modellrechnungen besonders massereich. Und in der Gegenwart könnte das Ende von Eta Carinae, die bereits sehr instabil geworden ist, früher kommen als gedacht: »we had better keep a watchful eye on eta Carinae …« Die Vorgänger von II-P-Supernovae sind eher massearm, zeigt die Identifikation von immer mehr Systemen vor dem Knall: Typischerweise zerreisst es einen Überriesen mit nur 8 bis 20 Sonnenmassen. Noch ein neuer Typ Supernova könnte für zwei Überreste verantwortlich sein, die Chandra in der LMC fand: »prompte Ia-Supernovae«, die zwar dem Standardszenario – Weisser Zwerg sammelt Masse eines Begleiters – entsprechen, wo es aber bis zur terminalen Explosion nur 100 Mio. Jahre dauert. Auch Keplers Supernova von 1604 könnte in diese Klasse fallen.
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