Sterndurchmesser mittels Beugung am Mondrand messen

»Stellen Sie sich ein Auto vor, so schnell wie ein Ferrari und so billig wie ein Trabbi,« beginnt ein für ein Astrojournal reichlich ungewöhlicher Artikel (Richichi et al., The [ESO] Messenger # 126 [Dec. 2006] 24-6): »Das klingt doch verrückt?« Aber genau so kommt es den Autoren vor, wenn sie eine schnelle Infrarotkamera an einem der 8-m-Spiegel des Very Large Telescope benutzen, um zu verfolgen, wie ein Stern hinter dem Rand des Mondes verschwindet oder wieder auftaucht. Denn der Stern wird nicht einfach ausgeknipst: Sein Licht wird an der Kante Mondrand gebeugt, und das Licht, das auf den Detektor fällt, geht rasant durch mehrere Maxi- und Minima, bevor es vollständig auf Null fällt, während das Beugungsmuster über die Erde rast. Die Winkelauflösung am Stern, die dabei indirekt erhalten wird, stellt selbst teuerste optische Interferometer in den Schatten: daher der kuriose Vergleich. Die Daten der VLT-Beobachter im K-Band mit der High-End-Kamera ISAAC und dem Auslesesystem IRACE sind brilliant und erlauben Rückschlüsse über die Durchmesser der bedeckten Sterne (in der Umgebung des Zentrums der Milchstraße) und zirkumstellares Material, weil Abweichungen der Lichtquelle von der Punktform die gemessene Lichtkurve = Interferenzstruktur charakteristisch verändern. Ob die eigentlich klassische Technik auch mit Amateurmitteln anzuwenden ist? Schon der klare Nachweis des hübschen Beugungsmusters an der Mondkante wäre ein schöner Erfolg.

Daniel Fischer

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