Auf der einen Seite eine wahre Sensationsmeldung aus der an Spektakulärem nicht eben armen Welt der Exoplaneten: ein Planet im erdnächsten bekannten Sternsystem Alpha Centauri, noch dazu mit der geringsten je direkt bestimmten Masse eines Begleiters eines sonnenähnlichen Sterns, die der der Erde entsprechen könnte. Und auf der anderen Seite von vielerlei Faktoren gestörte Messwerte, aus denen das Signal dieses Planeten nur mit äußerster Mühe und teilweise neuen Techniken isoliert werden konnte und mit denen sich die Gutachter der Forschungsarbeit nicht wirklich anfreunden konnten. Sie stimmten deren Veröffentlichung in der renommierten Zeitschrift Nature überhaupt nur unter der Bedingung zu, dass zugleich die gesamten Rohdaten der wissenschaftlichen Öffentlichkeit für unabhängige Analysen zur Verfügung gestellt wurden. Gemessen wurde die ganz leichte Vor- und Zurückbewegung von Alpha Centauri (Rigil Kent) B unter der Schwerkraft des mutmaßlichen Planeten, mit dem weltweit immer noch besten Spektrografen für solche Radialgeschwindigkeitsmessungen, dem überwiegend Schweizer HARPS am 3,6m-Teleskop der ESO auf La Silla. Nur sorgen leider ein halbes Dutzend andere Ursachen ebenfalls für einen Radialgeschwindigkeitseffekt, insbesondere Sternflecken, die über die gekrümmte Oberfläche Rigil Kents ziehen, während dieser einmal in 38,7 Tagen rotiert.
Sämtliche Faktoren glauben die Autoren der Arbeit sauber abgezogen zu haben, und selbst dann bleibt noch ein mittlerer Fehler der einzelnen Geschwindigkeitsmessungen von 1,2m/s: Der behauptete Effekt durch den Planeten liegt nur bei 0,51m/s, doch die Phasenlage dieses Signals mit einer Periode von 3,23 Tagen ist über die vier Jahre HARPS-Messungen stabil geblieben, was für einen Planeten mit 1,1±0,1 Erdmassen Minimum (die Bahnneigung ist unbekannt) spricht. Die Zweifler befürchten jedoch, dass sich dessen Signal bei einer anderen Subtraktionstechnik für die Stern-eigenen Effekte immer noch in Luft auflösen könnte. Zum Glück hat eine konkurrierende Gruppe von amerikanischen Planetenjägern mit ihrem Spektrografen CHIRON an einem 1,5m-Teleskop auf einem anderen chilenischen Berg dieses Jahr mit HARPS gleichziehen können, allerdings noch nicht annähernd so viele Datenpunkte gewinnen können: Irgendwann 2013 sollte aber der Punkt erreicht sein, an dem die Realität von Alpha Cen Bb völlig unabhängig überprüft werden kann. Wenn es den Planeten wirklich gibt, dann – das lehrt die Statistik des Kepler-Satelliten – ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Rigil Kent weiter draußen noch mehr Planeten besitzt, die sich selbst HARPS noch entziehen und erst der nächsten Generation von Spektrografen zugänglich würden. Während der nun behauptete Alpha Cen Bb in nur 0,04AE Abstand vom Stern viel zu heiß für Leben wäre, könnte bei Rigil Kent B auch ein Planet in der habitablen Zone existieren, dessen Bahn der Begleitstern Alpha Centauri A nicht zu stark stören würde.
Daniel Fischer
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