Es ist der größte Auftrag, den die Europäische Südsternwarte je erteilt hat und der lukrativste in der gesamten Geschichte der Astronomie auf dem Erdboden (mancher Astro-Satellit ist natürlich noch viel teurer): Für rund 400 Millionen Euro hat die Europäische Südsternwarte (ESO) heute bei einem Firmenkonsortium die wesentlichen mechanischen Komponenten für das European Extremely Large Telescope (E-ELT) geordert. Der Vertrag umfasst die Entwicklung und Herstellung sowohl der Teleskopstruktur – für einen Hauptspiegel von 39 Metern Durchmesser – als auch ihrer 85-Meter-Kuppel, beider Transport nach Chile, den Aufbau dort und die Inbetriebnahme: Verantwortlich sind die italienischen Firmen Astaldi und Cimolai und als ihr Subkontraktor die EIE Group, die zusammen als das „ACe Consortium“ auftreten. Anlässlich der Vertragsunterzeichnung wurden auch die bisher detailliertesten Computergrafiken des Instruments und seines Schutzbaus präsentiert, das im Wettrennen mit den beiden US-Konkurrenten GMT (24,5 Meter Hauptspiegel) und TMT (30 Meter) wohl nicht als erstes fertig werden aber am Ende für lange Zeit das größte Teleskop auf dem Planeten für optische Astronomie sein wird. Damit sind Beobachtungen im sichtbaren und nahen infraroten Licht gemeint, die höchste Anforderungen an die Qualität der Optik und die mechanische Stabilität stellen.
Das E-ELT sprengt dabei jeden Rahmen: 80 Meter wird es samt Kuppel in den Himmel über dem Cerro Armazones ragen, die Fläche eines Fußballplatzes einnehmen und 8000 Tonnen bewegliche Masse besitzen. Der einsame Berg ist bereits vorbereitet, und der Bau der Kuppel sollte 2017 beginnen können, während mit der Inbetriebnahme des Teleskops um 2024 gerechnet wird. Bereits bestellt sind die Instrumente der ersten Generation MICADO, HARMONI und METIS sowie die Adaptive Optik MAORY, die trotz Luftunruhe mit sechs Laserstrahlen und zwei deformierbaren Zwischenspiegeln für superscharfe Bilder sorgen soll: Der gigantische Hauptspiegel wird nicht nur 15-mal mehr Licht sammeln als bei jedem anderen heutigen optischen Teleskop, auch seine theoretische Bildauflösung wird im nahen Infraroten voll realisiert. Bald wird auch der Sekundärspiegel des E-ELT geordert: Mit 4,2 Metern Durchmesser ist er größer als die Hauptspiegel selbst der größten Teleskope auf dem ursprünglichen ESO-Berg La Silla. Und dann fehlt natürlich noch der Hauptspiegel aus 798 Segmenten, jedes 1,4 Meter groß aber nur 5 cm dünn: Auch hier soll aber bald der Auftrag erteilt werden. Die Gesamtkosten des Projekts sollen bei 1,125 Milliarden Euro liegen, eine enorme Herausforderung trotz der vielen potenten Mitglieder der ESO dies- und auch jenseits des Atlantik: Von einem noch kühneren 42-m-Teleskop (geschweigedenn einmal angedachten 50- oder gar 100-m-Instrumenten), musste man wieder Abstand nehmen, es kam immer wieder zu Verzögerungen, und die Finanzierung einzelner Schritte gelang stets nur sehr knapp. Aber jetzt ist das E-ELT nicht mehr zu bremsen, das in zahlreichen Gebieten der Astronomie fundamental neue Einsichten liefern und die mit dem Very Large Telescope auf dem benachbarten Cerro Paranal erlangte weltweite Führung Europas in der Astronomie am Boden sichern soll.
Daniel Fischer
LINKS:
Homepage des E-ELT: https://www.eso.org/sci/facilities/eelt/.
Press Release zum Vertrag: https://www.eso.org/public/news/eso1617/
Alle Press Releases zum E-ELT: http://www.eso.org/public/news/archive/search/?adv=&facility=65
Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…
Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…
Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…
Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…
Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…