Verschlang Roter Riese einen Planeten?

Kosmisch betrachtet, ist unser Zentralgestirn kaum eine Erwähnung wert. Ein Gelber Zwerg von durchschnittlicher Erscheinung. Auch sein Schicksal und Ende ist aus vielen Beobachtungen und Analysen vergleichbarer Sterne bekannt. In einer späten Entwicklungsstufe, die Sonne existiert zu diesem Zeitpunkt schon 11,7 Mrd. Jahre, geht in ihrem Kern der Wasserstoff zur Neige und das sogenannte Heliumbrennen setzt ein. Es erweckt den sterbenden Stern kurzzeitig zu neuem Leben: Denn die Kernfusion stoppt und der Sonnenkern sackt in sich zusammen. Zugleich beginnt in den äußeren Bereichen des Sterns das Wasserstoff-Schalenbrennen und setzt soviel Energie frei, dass sich die Hüllen enorm ausdehnen. Die Sonne bläht sich förmlich zu einem strahlend hellen Giganten, dem Roten Riesen, auf. Allgemein wird angenommen, dass der Radius des Roten Riesen die Umlaufbahn der Venus erreicht und die beiden innersten Planeten verschlingt. Auch die Erde könnte dem ausufernden Wachstum der Sonne zum Opfer fallen. Die Demission eines Planeten durch seinen Mutterstern direkt zu beobachten ist wegen der kurzen Zeit, die der Prozess andauert, nur schwer möglich. Hinweise auf genau dieses Schicksal eines Planeten finden sich jedoch im Sternbild Perseus.

In etwa 1700 Lichtjahren Entfernung weist BD+48 740 nicht nur den elffachen Sonnendurchmesser, sondern gleichzeitig auch einige Besonderheiten auf. Wie man aus spektroskopischen Analysen weiß, enthält der Stern große Mengen Lithium. Ein Stern ist nur unter sehr restriktiven Bedingungen in der Lage, dieses Alkalimetall eigenständig zu erbrüten. Als Leichtmetall ist Lithium zudem den harschen Bedingungen inmitten eines Sterns nur in astronomisch kurzen Maßstäben gewachsen. Allerdings handelt es sich bei Roten Riesen naturgemäß um sehr alte Sterne, so dass der hohe Lithiumanteil überrascht. Gleichzeitig konnte ein massereicher Planet mit extrem elliptischen Orbit um den Stern nachgewiesen werden, den Planeten um einen Roten Riesen für gewöhnlich nicht einnehmen. Beide Befunde erklärt überzeugend ein zweiter Planet, der zwischenzeitlich vor dem Hintergrund von gravitativen Gezeitenkräften in die rote Riesensonne stürzte. Wechselwirkende Schwerkraftbeziehungen des vernichteten inneren mit dem äußeren Planeten verliehen letzterem ausreichende Energie, um seine elliptische Umlaufbahn einzunehmen. Während der verschlungene Planet in den Roten Riesen spiralte, könnte er die Produktion von Lithium in einem komplizierten Prozess angeregt haben. Allerdings ist dieses Szenario nicht direkt verifizierbar.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
iopscience.iop.org/2041-8205/754/1/L15
lars-c-depka

Share
Published by
lars-c-depka

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

4 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

5 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

5 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

5 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

5 Jahren ago