SWAN geht mit Trümmerwolke – und die Leoniden bleiben blass

SWAN Trümmerwolke

Während der Komet SWAN erheblich schwächer geworden ist aber bei hoher Vergrösserung immerhin eine interessante Wolke aus kleinen Fragmenten – eine Folge seines Ausbruchs Ende Oktober – zeigte, war die Teilchenwolke, die der Ursprungskomet der Leoniden in die Bahn der Erde für 2006 geschickt hatte, leider weniger gehaltvoll als von den meisten Theoretikern erwartet: Zwar gab es mehr Meteore als in normalen Jahren, aber die Zenitstundenrate kletterte kaum über 50. Eine längliche Wolke in der Nähe des Kerns von SWAN wurde mehrfach unabhängig entdeckt, zuerst mit einem Infrarotteleskop aber später u.a. auch von Bernd Gährken (links ein animiertes Bildpaar vom 16. November): Das war nach Berechnungen des Kometenkernbruchspezialisten Z. Sekanina »ein kompakter Haufen beachtlicher Kernfragmente, die der Hauptkern zum Zeitpunkt des kürzlichen Ausbruchs freisetzte.«

Für eine Wolke aus Minikernen denn ein einzelnes Kernfragment spricht die Verlängerung der (auch auch visuell gesichteten) Wolke entlang einer Linie fort vom Kern, was an ähnliche Erscheinungen nahe der Kerne B und G des Kometen Schwassmann-Wachmann 3 erinnert (CBAT Electronic Telegram # 738 vom 13.11.2006). Die Geometrie passt zu dem beobachteten Helligkeitsausbruch des Kometen in der Nacht 23./24. Oktober – von dem freilich nichts mehr übrig ist; die Lichtkurve zeigt steil nach unten, und Ende November scheint SWAN bereits schwächer als 8. Größe geworden zu sein. Je nach verwendeter Optik erschien der Komet recht unterschiedlich, z.B. auch am 3. und 2. Dezember und 27., 26., 25., 19. (dito), 18., 17. (dito), 15., 12. (dito), 10. und 9. November (dito) und auf Bildern des Astrostammtischs Heiligkreuz.

Komet McNaught entwickelt sich weiter ordentlich, womit für den Januar weiterhin manches möglich bleibt: ein Bild vom 26.11 zeigt ihn schon recht prächtig um die 8. Größe (unter schlechteren Bedingungen ist der tief stehende Komet allerdings kaum zu erkennen). Auch (visuelle wie fotografische) Beobachtungen vom 22., 19., 16., 15. (Beschreibung), 13., 10. und 9. November geben noch keinen Anlass zur Sorge, und die Staubproduktion steigt kräftig. Gleichwohl sollte man sich bei der Beurteilung seiner weiteren Entwicklung eines recht ähnlich gelagerten Falles erinnern: des Kometen C/2002 V1 (NEAT), der ebenfalls nahe an die Sonne kam, dessen Lichtkurve aber markant einknickte und der letztlich nur für SOHO eine große; Show bot, während Beobachter am Boden leer ausgingen. Komet Faye nicht uninteressant: Obwohl er nur etwa 10m erreicht hat, ist er überraschend einfach zu sehen und zu fotografieren. Neuer Komet erst 2009 im Perihel: Eine große; Leuchte wird C/2006 W3 (Christensen) vermutlich nicht, da er nach der jüngsten Bahn nicht näher als 3 AU an die Sonne herankommt – aber das geschieht erst 2009, während er jetzt noch 8 AU Sonnenabstand hat und trotzdem am 30. und 19. November schon mit 18. Größe zu erwischen war. Im August 2009 darf dann mit etwa 11. Größe gerechnet werden.

Die Leoniden erreichten das erwartete spitze Maximum gegen 5:30 MEZ am Morgen des 19. November, aber die Zenitstundenrate brachte es nur auf rund 50: Damit kam von drei drei im letzten Newsletter erwähnten Prognosen die russische – über die ausser in Fachkreisen sonst kaum gesprochen worden war – der Wahrheit am nächsten. Allenfalls sehr schwache Meteore, die nur für bildverstärkte Videokameras zu sehen waren, scheinen auch eine Viertelstunde lang höhere Raten geschafft zu haben. Auch mit unverstärkten war etwas zu sehen, wie Lüthen und Gährken beweisen, und auch ein paar Fotos gelangen. 13 949 Meteore in einem Monat: Der Oktober 2006 war der mit Abstand erfolgreichste in der Geschichte des Videokameranetzes der IMO, insgesamt waren 22 Kameras im Einsatz, die 2117 Stunden Daten lieferten, wobei vier davon jeweils über 1000 Meteore sahen. Eine helle Feuerkugel am Morgen des 23. November sorgte für einiges Aufsehen, und ein spektakuläres Bild fand später weite Verbreitung. Ein Meteoritenfall in Bayern ist möglich, aber es fehlen leider weitere gute Aufnahmen.

Daniel Fischer

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