Ein plötzlich im April 2008 in der Nähe des Äquators Titans ausgebrochener Sturm — beobachtet von Teleskopen auf der Erde als gewaltige helle Wolken — wirft ein neues Licht auf das Klimageschehen des Saturnmondes: Nach Jahren der Ruhe können binnen eines Tages gewaltige Methanwolken in seiner Troposphäre erscheinen, die auch in größerer Entfernung weitere Wolkenbildung auslösen. Und bevor sie nach Wochen wieder verschwinden, regnet es aus ihnen: Das wiederum dürfte die Erklärung für die Auswaschungen sein, die die ESA-Sonde Huygens 2005 in den normalerweise trockenen Tropen Titans vorfand. Zweimal schon waren von der Erde aus plötzliche Wolkenbildungen auf Titan beobachtet worden, 1995 und 2004, und in Erwartung weiteren Wettergeschehens hatten Astronomen am Caltech eine tägliche Überwachung Titans eingerichtet: zuerst mit einem Celestron 14, dann mit dem NASA-IR-Teleskop IRTF auf Hawaii, das zwar keine besonders scharfen Bilder liefert, aber allemal in der Lage ist, das plötzliche Auftreten von Wolken zu erkennen. Jahrelang geschah nichts mehr — aber ausgerechnet an dem Tag, als eine Doktorandin ihre Dissertation abgab, in der sie eben diese Ruhe auf Titan erklären konnte, begann der bisher größte beobachtete Sturmausbruch, den dank Absprachen das nördliche Gemini-Teleskop mit Adaptiver Optik bestens verfolgen konnte (vgl. Abb.). Bald nach dem Erscheinen der ersten großen Wolke — über deren Auslöser nur spekuliert werden kann: eine lokale Methanfreisetzung auf der Titanoberfläche vielleicht — tauchten auch an anderen Stellen Wolken auf, wohl ausgelöst durch einen globalen Welleneffekt, der »atmosphärische Telekonnektion« genannt wird. Als der Cassini-Orbiter das nächste Mal am Titan vorbeiflog, war die Show schon wieder vorbei, das Wissen um erstaunliche Wetterphänomene im Sonnensystem aber wieder größer.