Struktur der Milchstraße besser verstanden

Die Örter von massereichen Sternentstehungsgebieten in der Milchstraße, deren Distanzen über die Parallaxe direkt gemessen wurden: Bei den 12 blauen Positionen wurden Methanol-Maser benutzt, bei den grünen Maserstrahlung anderer Moleküle. Als Hintergrundbild wurde eine bekannte künstlerische Darstellung der Milchstraße so »gezoomt«, dass die Sternentstehungsgebiete in den Spiralarmen zu liegen kamen. Auch markiert das Zentrum der Galaxis und der Ort der Sonne. [NRAO]
Unsere Position mitten drin erschwert bekanntlich die Erforschung der großräumigen Struktur der Milchstraße gewaltig: Sowohl die Zahl ihrer Spiralarme als auch deren Entfernung und Lage im Raum sind trotz einer Fülle von Untersuchungsmethoden weiterhin strittig. Im Januar sorgte eine Studie für Aufsehen, nach der angeblich die Zahl der Arme eindeutig auf vier festgelegt worden sei und sich überdies die Masse der Milchstraße so zu erhöhen scheine, dass sie derjenigen der Andromedagalaxie entspräche. Wenig Details waren damals bekannt, aber nun wurden sie in einem radioastronomischen Newsletter nachgereicht: Die kühnen Aussagen basieren lediglich auf ein paar Fixpunkten im All, und die Forschung hat gerade erst begonnen.

Aber sie weist tatsächlich einen Weg zu einer zuverlässigen Vermessung der Milchstraße mittels direkter, geometrischer Entfernungsbestimmung zu massereichen Sternentstehungsgebieten. Dort kann es zur Ausbildung von kompakten Maser-Quellen kommen, deren Orte am Himmel (relativ zu fernen Radiogalaxien) ein weltweites Netzwerk von Radioteleskopen mit extremer Präzision bestimmen kann. Und zwar so präzise, dass sie im Laufe eines Jahres eine winzige Ellipsenbewegung beschreiben: der klassische Parallaxeneffekt, aus dem sich direkt und ohne weitere Annahmen die Entfernung der Maser und damit der Sternentstehungsgebiete berechnen lässt. Eine Handvoll Vektoren zu Masern in benachbarten Armen der Milchstraße ist das Ergebnis, zu dem dann das Gesamtbild der Galaxis modelliert werden muss. Das vorläufige Ergebnis: Die Milchstraße rotiert am Ort der Sonne mit 254 ±16km/s oder 15% schneller als bisher angenommen, und das ganze Rotationsmuster deckt sich nun praktisch mit dem der Andromeda-Galaxie, was die beiden Sternsysteme zu »gleichen Brüdern« mache. All dies basiert aber auf gerade einmal den ersten 18 vermessenen Masern in einem kleinen Teilgebiet der Milchstraße

Daniel Fischer

Detaillierter Artikel: www.nrao.edu/news/newsletters/enews/enews_2_3/enews_2_3.shtml#milkyway
Frühere NRAO-Pressemitteilung: www.nrao.edu/pr/2009/mwrotate
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