Staubige Umgebung von R CrB sehr komplex

Er ist einer der ungewöhnlichsten Veränderlichen Sterne: Im »Normalzustand« mit 6,m0 noch knapp mit dem bloßen Auge in der Nördlichen Krone zu sehen, bricht die visuelle Helligkeit von R Coronae Borealis in unregelmäßigen Abständen um 8 bis 9 Größenklassen ein. Üblicherweise dauern solche Minima einige Monate, das gegenwärtige dauert allerdings schon fast 5 Jahre, und die V-Helligkeit ist nur langsam wieder von minimalen 15m auf derzeit 12m angestiegen. Die grundlegende Erklärung für die Helligkeitseinbrüche ist schon lange bekannt: In der Nähe des Sterns bildet sich plötzlich eine Staubwolke, die das sichtbare Licht aus Sicht der Erde komplett verschluckt, während der Staub die Strahlung im Infraroten wieder emittiert. Die Staubbildung ist erst in einem gewissen Sternabstand möglich, und die Teilchen werden vom Strahlungsdruck rasch weiter vom Stern fort geschoben. Das aktuelle Minimum bietet nun die Möglichkeit, den Staubprozessen um R CrB genauer nachzugehen: Aufnahmen mit dem William Herschel Telescope und Hubble im sichtbaren Licht zeigen eine Menge Struktur.

Abgesehen von der Staubwolke, die der Erde die Sicht nimmt (»Wolke O«), steht R CrB weiter frei. Anderer Staub in seiner Umgebung wird angestrahlt und für die Erde sogar besonders klar sichtbar, da die Wolke O wie ein Koronograph wirkt. Die wichtigste Entdeckung ist eine weitere große isolierte Staubwolke (»Wolke S«) in ca. 2000AE Abstand, die der Stern vor rund 50 Jahren ausgestoßen haben dürfte und die verblüffend kompakt geblieben ist. Da sie das Licht von R CrB reflektiert, ist es spürbar polarisiert, und hier haben sich auch besonders effizient große Staubteilchen gebildet, mit etwa 140nm Durchmesser. Diffus verteilter Staub rund um den Stern besteht dagegen überwiegend aus nur 5nm kleinen Teilchen, während über die Natur der absorbierenden Wolke O direkt leider nichts ausgesagt werden kann. Aber die Physik hinter der Entstehung der Wolke S könnte auch hier schon wirksam sein und sie mit großen »Lichtschluckern« angefüllt haben: Dann wird das aktuelle Helligkeitsminimum womöglich noch Jahrzehnte andauern.

Daniel Fischer

Orginalarbeit:
arxiv.org/abs/1203.1265
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