Wie ungewöhnlich ist das gegenwärtige Minimum der Sonnenaktivität, das scheinbar nicht enden will? Auch eine allseits gefeierte Fleckengruppe, die sich Ende September blicken ließ, war nach wenigen Tagen wieder verschwunden. Veteranen der Sonnenbeobachtung beschwören, ein so langes Minimum hätten sie noch nie erlebt, manche Sonnenforscher geben ihnen Recht, andere widersprechen vehement: Da hilft nur harte Statistik. Die lieferte jetzt Peter Meadows im August-Heft der britischen Zeitschrift »The Astronomer« anhand der internationalen Sonnenflecken-Relativzahl, die als besonders verlässliche Maßzahl der Sonnenaktivität gilt, wenn es um historische Analysen geht. Beliebt ist ein gleitendes Mittel, das jeweils 13 Monate rund um einen Zeitpunkt mit einbezieht und so die meisten kurzzeitigen Schwankungen eliminiert. Als Minimumsdauer »R20« definiert Meadows den Zeitraum, in dem dieser Mittelwert unter 20 fällt: etwas willkürlich aber praktisch, weil das Mittel in einigen historischen Minima nicht wesentlich tiefer sank und immer über 10 blieb.
Seit etwa 1750 liegen ziemlich zuverlässige Statistiken der Sonnenflecken vor, und R20 ließ sich für die vergangenen 23 Minima bestimmen (Grafik): Die Spannbreite ist erheblich und liegt zwischen nur einem Jahr 1965 und vollen acht Jahren 1807 bis 1815. Das gegenwärtige Minimum begann gemäß der Meadowschen Definition im Januar 2006, als das gleitende Mittel der internationalen Relativzahl unter 20 fiel: Sollte die Fleckenzahl in den kommenden Monaten dramatisch ansteigen, dann würde die 20 rückwirkend im Sommer 2008 wieder erreicht, und R20 läge bei 2,5 Jahren. Wahrscheinlicher dürfte angesichts der extrem inaktiven Sonne der vergangenen Monate aber sein, dass der Wert 20 erst im Sommer 2009 überschritten wird und R20 bei 3,5 Jahren zu liegen kommt. So oder so wäre es das längste Minimum seit den 1930er Jahren: Die Beobachter täuschen sich nicht, ein so langes Minimum erlebten sie tatsächlich noch nie. Auf die vergangenen Jahrhunderte bezogen würde ein R20 zwischen 2,5 und 3,5 aber nur im Mittelfeld liegen. Es gibt übrigens eine (mäßig signifikante) Antikorrelation zwischen R20 und der Höhe des folgenden Maximums, das um so niedriger ausfällt, je länger das Minimum war. Der vermutliche R20-Wert des laufenden Minimums lässt ein mittelhohes Maximum mit einer geglätteten höchsten Relativzahl von 110 bis 120 erwarten, bleibt die Sonne aber noch länger inaktiv, dann dürfte das Maximum auch nur mager ausfallen.
Daniel Fischer
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