Spix' Blick zum Mond

Spix‘ Blick zum Mond: Am Vallis Schröteri (Schrötertal)

Der späte abnehmende Mond kurz vor der Neumondphase ist nicht einfach zu beobachten. Er geht am 11. Mai 2018 erst am frühen Morgen auf und zieht seine Bahn bis in den Taghimmel hinein. So bleibt nur ein kleiner Zeitraum für eine Beobachtung unseres Trabanten. Aber vielleicht ist man nach einer mondlosen Nacht – die günstig für Deep-Sky-Beobachtung ist – noch auf und kann als Zugabe eine kurze Mondexkursion zum Vallis Schröteri (Schrötertal) unternehmen. Die nächste Gelegenheit zum Aufsuchen dieser interessanten Formation besteht dann am Abend des 26. Mai 2018.

Wie ein Flusslauf

Es gibt Täler auf der Mondoberfläche, die dem Erscheinungsbild nach sehr stark an irdische Flussläufe erinnern. Das 185km lange Vallis Schröteri ist der Prototyp dieser Gattung und zugleich das längste der sogenannten gewundenen Täler auf dem Mond. Natürlich ist kein Wasser durch die Täler geflossen, sondern in der frühen Entstehungsphase des Monds flüssige Lava. Das Schrötertal stellt einen ehemaligen unterirdischen Lavakanal dar, dessen Decke nach dem Versiegen des Lavastroms eingebrochen ist. Man findet das Vallis Schröteri im Nordosten des Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme) auf einer im groben rechteckigen Fläche, die inselgleich aus dem Mondmeer herausragt: Das 170km × 200km große so genannte »Aristarchus-Plateau«. Benannt wurde die Rille nach den deutschen Astronomen Johann Hieronymus Schroeter (1745–1816). Als Mondbeobachter fertigte er sehr detaillierte Mondkarten an. 43 Tafeln mit Mondzeichnungen veröffentlichte er 1791 in einem umfangreichen Werk, die »Selenotopographischen Fragmente«.

Abb. 2: Das Schrötertal verläuft durch das Aristarchus-Plateau. Ausgangspunkt ist eine »Kobrakopf« genannte Vertiefung. [NASA/GSFC/Arizona State University]

Der Kopf der Kobra

Nordöstlich des Kraters Herodotus (43km) liegt der Ursprung der Formation in einem 6km breiten Bereich mit dem ungewöhnlichen Spitznamen »Kobrakopf«. Diese Vertiefung mit der anschließenden Ausweitung der Rille erinnert den Beobachter wirklich an die typische Kopfform dieser Giftschlange. Vermutlich ist die kleine kraterähnliche Talöffnung durch eine gasreiche vulkanische Eruption entstanden. Von dort aus floss die Lava, die das gesamte Tal formte. Vallis Schröteri beschreibt im weiteren Verlauf einen Halbkreis endet schließlich am Rande des Aristarchus-Plateaus. Das bis zu 10km breite Tal misst dort nur noch 500m im Durchmesser. Vallis Schröteri ist bereits im Teleskop mit kleiner Öffnung und bei geringen Vergrößerungen gut erkennbar. Lambert Spix

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