Spannung vor LCROSS‘ Mondsturz

Kurz vor dem kontrollierten Crash der NASA-Sonde LCROSS und ihrer Raketenoberstufe am 9. Oktober gegen 13:30 MESZ in einen Krater nahe dem Südpol des Mondes ist die Spannung schlagartig gestiegen: Zum Teil schon lange zurückliegende Messungen dreier Raumsonden sind publik geworden, nach denen der Mondboden mit nicht geringen Mengen Wasser(eis) angereichert zu sein scheint — womit die Wahrscheinlichkeit gestiegen sein mag, dass der Mondsturz genügend davon aufwirbeln wird, um einen wirklich sicheren Nachweis zu führen. Oder auch nicht, denn die alten Daten weisen auf ganz fein aber fast überall im Mondboden verteiltes Wasser hin, dessen Moleküle sich einzeln an Teilchen in den oberen Millimetern des Bodenmaterials anlagern und womöglich sogar im Laufe eines Mondtages zerstört werden und neu entstehen: Bei LCROSS hofft man dagegen auf ziemlich konzentriertes Wassereis in einer Kältefalle, die der erst vor kurzem als Ziel ausgesuchte Krater Cabeus A dank seines ewig dunklen Bodens darstellen könnte. Auch die neuesten Daten der Mondorbiter Kaguya, Chandrayaan-1 und LRO waren in das harte Auswahlverfahren eingeflossen: Bei Cabeus A sollte die Wolke aufgewirbelten Bodens besonders gut beleuchtet und sichtbar sein.

Wichtige Krater in der Nähe des Südpols des Mondes; LCROSS und seine Raketenoberstufe werden am 9. Oktober in Cabeus A einschlagen. [NMSU/MSFC Tortugas Observatory]
Die nun bekannt gewordenen älteren Messungen (nach einem anschwellenden Sturm an Gerüchten waren die wissenschaftlichen Arbeiten einen Tag verfrüht publik gemacht worden) stammen von einem amerikanischen Instrument auf dem inzwischen abrupt verstummten indischen Orbiter Chandrayaan-1 sowie von EPOXI (dem ehemaligen Mutterschiff von Deep Impact) und der Raumsonde Cassini, die diesen Juni bzw. 1999 den Mond angepeilt hatten. Gesichtet haben sie jeweils die spektroskopische Signatur von Wasser oder Hydroxyl (OH) oder beiden, wobei sie in Richtung der Pole etwas zunahm. Dass das — zumindest im Falle von EPOXI — recht starke Signal all die Jahre nicht entdeckt worden war, mag ein »soziologisches« Phänomen sein: Alle Mondforscher konzentrierten sich auf die Idee der Kältefalle in Polkratern, die nun LCROSS zu testen antritt. TV-Sendungen sind geplant und eine wachsende Zahl Impakt-Parties in den USA, und Amateurastronomen im Westen des Landes bereiten sich auf eigene Beobachtungen vor. Sie sind allerdings gewarnt: Nach Abschätzung von NASA-Experten wird der Impaktblitz der Centaur-Oberstufe selbst unsichtbar bleiben, und nur die aufsteigende Wolke aus Staub und — vielleicht — Eis mag als winziges, kurzlebiges »Sternchen« zu sehen sein, das ein größeres Teleskop und hohe Vergrößerung erfordert. Eine wesentlich bessere Sicht wird hingegen das LCROSS-Raumschiff haben, das kurz hinter der Centaur her fliegt und womöglich eine Bilderserie fast mit Fernsehrate liefern können wird, bevor es selbst aufschlägt.

Daniel Fischer

Auswahl von Cabeus A: science.nasa.gov/headlines/y2009/11sep_lcrosstarget.htm
Amateure & der Impakt: lcross.arc.nasa.gov/observation/amateur.htm
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