SMART-1-Crash am 3. September: nur subtile Folgen erwartet

SMART-1-Crash

Um 7:41 MESZ wird es wahrscheinlich passieren: Nach erfüllter technologischer wie wissenschaftlicher Mission und einer Verlängerung derselben wird der erste europäische Mondorbiter SMART-1 in ganz flachem Winkel (etwa 1° zur Horizontalen) und ziemlich langsam (2 km/s) auf die Nachtseite des – leider in Europa lange untergegangenen – Mondes kurz hinter dem Terminator mit einer kinetischen Energie von 600 MJ aufschlagen (Grafik) und in einer bescheidenen Explosion untergehen. Den nach allen Modellrechnungen extrem schwachen und höchstens 1/5 Sekunde langen Infrarotblitz werden viele Großteleskope zu erhaschen versuchen: Die Voraussagen seiner Helligkeit schwanken zwischen +7,5m und +16m – und diese Helligkeit ist bolometrisch, d.h. der Anteil im Visuellen dürfte verschwindend gering sein.

Die Helligkeit von Impaktblitzen skaliert leider, das zeigen Laborexperimente, mit der vierten Potenz der Aufschlagsgeschwindigkeit. Allenfalls chemische Reaktionen im Hydrazin-Rest in SMARTs Tanks könnten eine gewisse Steigerung bewirken: Auch wenn die Umstände des Impakts nicht gerade denen kosmischer Kollisionen entsprechen, so haben wir es immerhin mit einem einschlagenden Körper genau bekannter Zusammensetzung zu tun, zu der auch flüchtige Stoffe gehören. SMART-1 spielt in gewisser Weise einen Kometen: Masse 285 kg, davon 200 kg Aluminium und 3 kg Hydrazin. Und schlägt andererseits an einer Stelle des Mondes auf, wo es keinerlei Eis im Oberflächenmaterial geben sollte: Der Impakt ist zugleich ein Kontrollexperiment für die Suche nach Mondeis mit Impaktversuchen wie bei LCROSS 2009. Und dann besteht noch die Möglichkeit, dass die Staubwolke nach dem Impakt schwach im Erdschein glimmt. Oder dass eim kleiner Teil der Ejekta schnell genug wurde und hoch genug aufsteigt, um ins Sonnenlicht zu gelangen: Das würde sogar Amateurteleskopen (in Nord- oder Südamerika) eine Chance bieten, einen kurzlebigen Lichtfleck zu erhaschen, der bereits 11,5m erreichen würde, wenn nur 1% der Ejekta die nötige Geschwindigkeit erreicht.

Eine gewisse Chance besteht noch, dass SMART-1 bereits einen Orbit früher mit einem unbekannten Mondberg kollidiert: Dann wäre es schon um 2:36 MESZ zuende. Um den Moment des Untergangs haargenau festlegen zu können, wird ein Netzwerk von Radioteleskopen auf SMARTs Funkträger lauschen, und auch Amateurfunker sind aufgerufen (und haben z.T. schon ihren Willen erklärt), bei der Verfolgung der letzten Orbits mitzumachen. Eine Beobachtungskampagne auch für Amateurastronomen war im Juni initiiert worden, wobei es vor allem darum ging, die Impaktstelle vor dem Crash aufzunehmen, um später nach eventuellen Farbveränderungen durch herabgesunkene Ejekta zu fahnden: Die betroffene Region dürfte allerdings winzig klein bleiben, und der Impaktkrater selbst wird nur 3 bis 10 Meter messen, vielleicht erkennbar für die kommenden Mondorbiter LRO und Chandrayaan. Solche Krater zu schlagen, schafft mit typischer kosmischer Impaktgeschwindigkeit (40 km/s) bereits ein Meteorit von weniger als 1 kg.

Daniel Fischer

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