Zwei Arbeiten zur Bestimmung des Rotationsverhaltens der Kerne zweier Kometen, ohne diese räumlich aufzulösen, hat das Lowell Observatory diesen Monat auf einer Tagung präsentiert: Beim hellen Kometen 2007 N3 (Lulin) Anfang des Jahres wurden die Veränderungen eines Systems von Gasstrahlen in der Koma analysiert, bei 10P/Tempel 2 war es die Analyse der Lichtkurve des Kerns, die Veränderungen des Rotationsverhaltens innerhalb eines Jahrzehnts nachgewiesen.
Die Lulin-Beobachtungen in 32 Nächten am 1,1 Meter großen John S. Hall Telescope der Lowell-Sternwarte auf dem Anderson Mesa bei Flagstaff in Arizona statt, und zwar durch einen engbandigen Filter, der nur Emission des Blausäure-Radikals CN hindurch ließ: Erstmals war vor über 20 Jahren beim Halleyschen Kometen entdeckt worden, dass Kometenkerne CN in scharf gebündelten »Jets« ausstoßen — und man dann aus genügend langen Bildserien mit CN-Filtern ein sich veränderndes Muster dieser Jets erkennen kann. Das wiederum Rückschlüsse auf das Rotationsverhalten des Kerns zulässt, über den man sonst — tief in der Koma verborgen — reichlich wenig weiß. Beim aktiven Lulin (den die Astronomen während der Messungen gleichzeitig mit dem bloßen Auge sahen, eine Rarität) hat der Trick wieder funktioniert: Auf ein Prozent genau konnte die Rotationsperiode seines Kerns zu 42 Stunden bestimmt werden. Eine genauere Analyse zur Lage der Achse etc. steht aber noch aus. Und manchmal dauert es eben: Die neuen Erkenntnisse über Tempel 2 basieren nämlich auf Jahrzehnte alten Messungen der Helligkeit seines Kerns. Erst jetzt ist klar geworden, dass der Tempel-Kern alle 5 Jahre 10 Sekunden länger für eine Umdrehung braucht. Das ergibt sich aus dem Vergleich langer Lichtkurven der Jahre 1988 und 1999/2000. Im Sommer 2010 ist Tempel 2 wieder da — und sicher werden wieder Lowell-Teleskope auf ihn gerichtet sein.