Noch ist die Raumsonde Rosetta nicht in einer echten Umlaufbahn um den Kometen Churyumov-Gerasimenko angekommen: In einem mittleren Abstand von 100km »kreuzt« sie seit dem 6. August vor seinem Kern, ohne gravitativ gebunden zu sein, aber gelegentliche Düsenschubser genügen, um fortan in seiner Nähe zu bleiben. Die verwirrende Vielfalt der Landschaftsformen auf dem extrem irregulären Körper enthüllt sich bereits der Navigationskamera, von der täglich ein Bild in die Öffentlichkeit gelangt: Erkenntnisse der eigentlichen wissenschaftlichen Instrumente werden dagegen nur sporadisch mitgeteilt. Darunter war immerhin die Kunde, dass der Staubzähler GIADA erste wenige Partikel des Kometen registriert hat, die einige Dutzend bis hundert Mikrometer groß waren.
Auch wenn die Staubumgebung noch so sauber wie in einem irdischen Reinstraum ist: Der Komet hat sich damit wirklich als ein solcher verraten. Aus den NavCam-Bildern allein könnte man ihn mangels einer erkennbaren Koma dagegen auch für einen exotischen Kleinplaneten halten. Nur lang belichtete Aufnahmen der wissenschaftlichen OSIRIS-Kamera hatten eine sehr schwache Gas- und Staubhülle nachweisen können, darin aber schon einige scharf begrenzte Jets, wo die Ausströmungen des Kerns konzentriert sind. Das passt zu früheren erdgebundenen Aufnahmen von Churyumov-Gerasimenko in Sonnennähe, wo er ebenfalls deutliche Jets zeigte.
Mit etwas Glück wird es auch bald die ersten chemischen Analysen seiner Staubteilchen geben, denn das Instrument COSIMA hat seinen Staubsammler schon ausgefahren: Nach einem Monat wird er wieder eingeholt und mit einem Mikroskop nach Partikeln abgesucht, die dann mit einer Ionenkanone beschossen werden. Auch die Fernerkundung des Kometen im Anflug hatte bereits erste Erkenntnisse gebracht, etwa zur schwankenden Wasserfreisetzung des Kerns (rund 1025 Moleküle pro Sekunde) und zu seiner Oberflächentemperatur, die höher als bei einem reinen Eisball ist – keine Überraschung angesichts seiner Albedo von wenigen Prozent.
Die Suche nach dem besten Landeplatz für Philae hatte bereits im Juli begonnen, anhand erster grober 3D-Modelle des Kerns. Einige Zonen darauf scheiden wegen zu viel Schattens aus, andere sind himmelsmechanisch nicht erreichbar, aber es dürften sich bis September genügend passende Stellen finden. Weiterhin ist geplant, den Lander am 11. November abzusetzen. Es soll während der Landung und einige Zeit danach direkter Funkkontakt bestehen. Doch die Mission Rosettas ist auch dann immer noch in ihrer Anfangsphase: Sie dauert noch bis Ende 2015, und selbst das Perihel des dann wesentlich aktiveren Kometen und seiner Begleiter wird erst in genau einem Jahr erreicht.
Daniel Fischer
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