Ringförmige SoFi am Nordrand Südamerikas perfekt zu sehen

Ringförmige SoFi am Nordrand Südamerikas Ringförmige SoFi am Nordrand Südamerikas

Die umständliche Anreise hat sich gelohnt: Die Ringförmige Sonnenfinsternis vom Morgen des 22. September, die ausschliesslich am Nordostrand Südamerikas ein wenig Land berührte, war in Surinam und Französisch-Guyana bei perfekt klarem Himmel zu bewundern, trotz nur maximal 8° Höhe über dem Horizont mit einer Brillianz und Detailfülle, wie man sie sonst nur von Sonnenfinsternissen hoch am Himmel gewohnt ist. Leider hatten sich diesmal nur relativ wenige »Finsternisjäger« auf den Weg gemacht, überwiegend aus Europa und den USA, doch sie wurden inmitten der lokalen Trockenperiode von gutem Wetter (und ausnehmend faszinierenden Ländern) begrüsst: Schon die ganze Woche lang wäre die Finsternis gegen 6:50 Uhr Ortszeit jeden Morgen irgendwo in »den drei Guyanas« zu sehen gewesen. So perfekt wie schliesslich am 22. war es aber nie gewesen: Der gesamte Küstenstreifen war klar, bis auf ein paar tiefe Wölkchen am fernen Horizont, die den Aufgang der bereits teilverfinsterten Sonne zu einem Schauspiel werden liessen, das es mit der Ringphase eine halbe Stunde später an Drama locker aufnehmen konnte.

Besonders viele Beobachter hatten sich auf dem Felsenkap Les Roches in Kourou, Französisch-Guyana, schon lange vor Sonnenaufgang eingefunden – neben einigen Dutzend Finsternisreisenden und vielen Einheimischen auch ein paar EU-Parlamentarier mit Schlips und Kragen, die zuvor in Kourou auf einer Weltraumtagung gewesen waren (bei der die SoFi sogar zum offiziellen Rahmenprogramm gehörte). Von diesem erhöhten Standort aus, den auch noch pittoresk ein paar Palmen schmückten, reichte der Blick weit über den äquatorialen Atlantik: Große; Vogelschwärme zogen dicht über dem Wasser ihre Bahn, während sich die intensiven Himmelsfarben ständig veränderten. Dann urplötzlich ein bereits gleissend heller orangefarbener Lichtpunkt auf der Wasserlinie: Das südliche »Sonnenhorn« ging auf. Rasch folgte das nördliche, dann stand die Sonnensichel frei auf Null Grad Höhe – allein für diesen Anblick und die magische Morgenstimmung, so würden manche später sagen, hatte sich die Reise schon gelohnt. Minuten später hatte sich die Sonne bereits aus dem Wolkenstreifen am Horizont befreit, und schon jetzt waren Extinktion und Verfärbung erstaunlich gering.

Wie im Fluge verlief der Rest der ersten Partialität, während die schmaler werdende Sonnensichel praktisch senkrecht nach oben stieg, bald war sie schon länger als 180°, und die Hörnerspitzen begannen immer schneller aufeinander zuzulaufen. Bevor sie sich jedoch berührten, tauchten zwischen ihnen in Sekundenbruchteilen zahllose Lichtperlen auf, Baily’s Beads, wo Sonnenlicht bereits durch Mondtäler bricht. Leider befand sich Kourou fast auf der Zentrallinie, wodurch dieses unglaublich dynamische Phänomen – fraglos der faszinierendste Aspekt ringförmiger SoFis – mit atemberaubender Geschwindigkeit ablief: Geht man an den Rand der Annularitätszone, dehnt sich die Zeit um ein Vielfaches, doch logistische Erwägungen (sprich: der dichte Dschungel Südamerikas) hatten diesmal kaum eine Wahl gelassen. Auch das Aufbrechen des Rings einige Minuten später wurde wieder von einem rasanten Feuerwerk der Lichtperlen begleitet, abermals am besten auf hochauflösendem Video in Zeitlupe zu geniessen. Kourous erstaunlichster Sonnenaufgang war Geschichte.

Daniel Fischer

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