Die berühmte Sternexplosion in der Großen Magellanschen Wolke vor nun schon über 28 Jahren ist immer wieder für Überraschungen gut gewesen. Die auffälligste war sicher ein scharf begrenzter Ring in einigem Abstand um den explodierten Stern, der hell zu leuchten begann, als er vom UV-Licht der Supernova 1987A getroffen wurde: Gas, das der Vorgängerstern etwa 20000 Jahre vor seinem Ende abgesondert hatte, hatte sich durch Strömungsprozesse im interstellaren Raum in einer klaren Ringform angeordnet. Einige Jahre später begannen dann die schnellsten Ejekta der Explosion auf diesen Ring zu treffen, der an zahlreichen Stellen wesentlich heller aufzuleuchten begann: 25 Jahre nach der Supernova hatte dieses Schicksal schon fast jede Stelle des Ringumfangs ereilt. Doch die Tage des Rings scheinen nun gezählt zu sein. Nach einer neuen Analyse seiner Entwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten dürfte er um das Jahr 2025 von der Supernova regelrecht fortgespült werden.

Der Lebenslauf von insgesamt 28 einzelnen Hotspots ließ sich auf einer langen Serie von Aufnahmen des Hubble Space Telescope verfolgen: Nach maximaler Besetzung des Rings um das Jahr 2007 entwickelt sich das Bild inzwischen wieder zurück, und alle Hotspot-Lichtkurven haben ihre Maxima längst überschritten. Besonders tiefe Hubble-Bilder der letzten Jahre zeigen allerdings auch die Entstehung schwacher neuer Flecken nunmehr außerhalb des eigentlichen Rings, vor allem 2014, die freilich 10- bis 20-mal schwächer als die Flecken auf dem Ring sind. Während diese neuen Flecken – hier treffen wohl Ejekta der Supernova auf weitere Gasklumpen im Raum, von denen bisher niemand etwas wusste – eine Überraschung sind, scheint die Zerstörung des berühmten Rings nun nicht mehr aufzuhalten zu sein. Zwischen den Jahren 2020 (wahrscheinlicher) und 2030 dürfte er – so ergibt sich aus der Extrapolation der Hotspot-Lichtkurven – durch den Aufprall der Supernova-Ejekta zerstört worden sein.

Daniel Fischer

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