Profis sollen Amateurastromen wie pflegeleichte Robot-Teleskope benutzen

»Es ist, als wenn Sie ihr eigenes robotisches Teleskop haben, noch dazu ohne Probleme mit der Wartung und der Datenverarbeitung«: Das schreibt der Direktor der AAVSO, der American Association of Variable Star Observers, A. Henden, in einem längeren Paper, das sich an die Fachwelt richtet – und die Profis auffordert, sich noch stärker als jetzt schon der Arbeitskraft von Amateurastronomen bedienen. Organisationen wie die seine wären gerne dabei behilflich, Wünsche weiterzuleiten und auch ganze koordinierte Kampagnen auf die Beine zu stellen. Und die Amateur-Gemeinde könne man dabei als »wertvolle Ressource« betrachten, die »bereit und willens« (»available and waiting to be used«) sei. Der Vergleich mit einer besonders luxuriösen Form des verbreiteten »remote observing« ist dabei natürlich aus der Sicht des Astronomen zu verstehen: Für ihn fühlt es sich so an, als habe er einen Messauftrag abgeschickt, und von der Organisation kommen schliesslich aufbereitete Daten zurück.

Und selbstverständlich muss es ein Nehmen und Geben sein: Henden betont, dass die Beobachter schon gerne wissen möchten, was sie eigentlich zu welchem Zwecke tun – und es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass sie in den Danksagungen erwähnt werden und bei besonderem Einsatz sogar zu Co-Autoren aufsteigen. Ja, der AAVSO-Chef geht sogar noch weiter: »Denken Sie daran, dass Amateurastronomen von niemand finanziert werden. Wann immer es möglich ist, schliessen sie Aufrüstmassnahmen für deren Equipment bei ihrem Antrag [an Ihre eigenen Geldgeber] mit ein.« Für ein professionelles Forschungsprojekt arbeiten und dafür mit moderner Technik ausgestattet werden, die man am Ende auch noch behalten darf: Die Regel ist das sicher nicht, aber ein reizvolles Konzept. Die AAVSO mit ihrem einmaligen Datenpool, ohne den manches Projekt der Fachastronomie gar nicht möglich wäre, ist natürlich in einer besonderen Position – aber das heisst ja nicht, dass andere Organisationen, die Amateurdaten sammeln und ordentlich aufbereitet zur Verfügung stellen, nicht ähnlich offensiv auf die Fachwelt zugehen könnten …

Daniel Fischer

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