Meldungen aus der Forschung

PanSTARRS‘ erste Lieferung: 2 Petabyte Himmel

Seit Mai 2010 fotografiert ein 1,8-Meter-Teleskop auf dem Gipfel des Haleakalā auf der Hawaii-Insel Maui fortwährend den Himmel in 5 Farben mit einer Kamera mit 1,4 Milliarden Pixeln: Der erste Data Release des Panoramic Survey Telescope & Rapid Response System (Pan-STARRS) ist seit wenigen Tagen öffentlich, mit allen Bildern gestackt und einem Katalog von 3 Milliarden Einzelobjekten, zusammen zwei Petabyte Daten. Und Mitte 2017 gibt es noch mehr.

„There are 10,723,304,629 objects in the database. Big database is big.“ So knapp wie dramatisch lautet das Fazit des letzten von einem halben Dutzend umfangreichen wissenschaftlichen Papers, die die Veröffentlichung der Daten begleiten, die von der 3π Steradian Survey stammen: 374446 gute Einzelaufnahmen von 2010 bis 2015 vom Himmelsnordpol bis 30° Süd sind darin eingegangen. Die Grenzgröße der Summenbilder liegt je nach Farbe – verwendet wurden Filter für die Bereiche g, r, i, z und yP1 – zwischen 21,4 und 23,3 Magnituden, wobei die Helligkeiten einzelner Objekte auf 7 bis 12 Tausendstel Größenklassen und ihre Positionen auf ein paar Millibogensekunden genau bestimmt werden konnten. Es sind Sterne ebenso wie ferne Galaxien und andere Himmelsobjekte, zusammen etwa 3 Milliarden verschiedene: Der erste Data Release – die größte digitale Himmelsabtastung aller Zeiten – liefert „nur“ Mittelwerte ihrer Eigenschaften, aus typischerweise 10 bis 20 Beobachtungen zu verschiedenen Zeitpunkten. Im zweiten im Mai 2017 wird es dann auch all die Einzelmessungen (Grenzgröße dann 20 bis 22 mag.) geben, so dass Veränderungen innerhalb der überdeckten vier Jahre erkennbar werden.

Pan-STARRS hat eine kuriose Geschichte: 80% der Entwicklungs- und Baukosten trugen die US Air Force Research Labs, die neue Technologien zur Überwachung des Himmels erproben wollten – und Anfangs auch massiv die Daten zensierten und jedwede vermeintliche Satelliten-Spur (die meisten waren übrigens gar keine) aus den Bildern herausschnitten, bevor die Astronomen damit arbeiten durften. Dieser ungemütliche Zustand wurde Ende 2011 beendet, so dass das Teleskop dann ganz einem Konsortium von 16 Forschungseinrichtungen in 6 Ländern – darunter Deutschland – „gehörte“. In den 5 Jahren hat es davon guten Gebrauch gemacht: So ist Pan-STARRS1 – ein zweites Teleskop in der Nähe soll 2017 fertig sein – mit über 2900 Entdeckungen zu einem der erfolgreichen Jäger für erdnahe Kleinplaneten geworden (inzwischen ist dies seine wesentliche Aufgabe), hat 130 Kometen eingefahren, die Sternverteilung und den Staub in der Milchstraße vermessen, die Andromeda-Galaxie überwacht wie nie zuvor, 3000 Supernovae entdeckt und noch vieles mehr. Und ab jetzt kann sich auch der Rest der astronomischen Gemeinschaft an den Daten abarbeiten: Die ersten Amateurastronomen haben sich schon umgesehen.

Daniel Fischer

LINKS:
Homepage mit Datenzugriff: http://panstarrs.stsci.edu
Erstes Paper zum Data Release: https://arxiv.org/abs/1612.05560
Press Release des IfA: http://www.ifa.hawaii.edu/info/press-releases/panstarrs_release
Pressemitteilung des MPE: http://www.mpe.mpg.de/6672097/news-20161219
Bericht eines Amateur-Nutzers: http://astrobob.areavoices.com/2016/12/24/pan-starrs-releases-census-of-the-universe-to-the-world

Daniel Fischer

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