Dieser Filmclip ist keine Computersimulation, sondern besteht ausschließlich aus echten Teleskopaufnahmen, erst in großen zeitlichen Abständen entstanden, dann aber viel häufiger im Rahmen systematischer Beobachtungen mit dem Isaac Newton Telescope und dem Nordic Optical Telescope auf der Kanareninsel La Palma seit 2004: Zu sehen ist die Expansion jener Hülle, die die Nova Persei 1901 – später GK Persei getauft – in den Raum schleuderte. Entgegen den Erwartungen hat sich die Expansionsgeschwindigkeit von 600km/s bis 1000km/s seit der thermonuklearen Explosion – auf der Oberfläche eines Weißen Zwergs – seit damals praktisch nicht verlangsamt. Zum ersten Mal waren die hellen Knoten der Ejekta 15 Jahre nach dem Nova-Ausbruch gesehen worden, und der Novaüberrest wächst seither mit einer Bogensekunde pro Jahr. Heute können 282 individuelle Strukturen verfolgt werden, die meisten auch spektroskopisch, was ihre Raumgeschwindigkeit und zusammen mit ihrem Ort auch die dreidimensionale Position relativ zum Weißen Zwerg liefert.

Die größte Überraschung ist, dass sich diese Knoten immer noch »ballistisch« vom Explosionszentrum entfernen und nicht nennenswert vom interstellaren Medium abgebremst wurden. Das erstaunt, weil zumindest ein Quadrant der Novahülle eine starke Röntgenquelle ist – was normalerweise auf eine heftige Wechselwirkung zwischen bewegtem und ruhendem Gas hindeutet. Aber davon ist nichts zu bemerken, und die Expansion verläuft auch in alle Richtungen gleich schnell. Allerdings verblasst eine Seite der Hülle langsamer als die andere, und individuelle Knoten können ihre Helligkeit in wenigen Jahren noch viel stärker verändern. Insgesamt wird die Hülle im Lauf der Jahre immer kugelförmiger und homogener, d.h., die Flächenhelligkeit wird immer gleichmäßiger. Aus der Expansionsgeschwindigkeit, der Größe des Novaüberrests am Himmel und seinem bekannten Alter folgt eine Distanz GK Perseis von 1300±100Lj: Sie passt gut zu einer Entfernungsbestimmung über die Maximalhelligkeit der Nova, die am Himmel mit 0,m2 so hell wie die Wega wurde, und den langlebigsten und energiereichsten bekannten Überrest hinterließ.

Daniel Fischer

Originalarbeit:
arxiv.org/abs/1210.5884
SINC-Pressemitteilung:
www.alphagalileo.org/ViewItem.aspx?ItemId=127875&CultureCode=en
Daniel Fischer

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