Neuer Saturnring ganz weit draußen

Die meisten Ringe um Planeten befinden sich nur wenige Planetenradien von ihnen entfernt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, etwa dem Gossamer-Ring des Jupiter und dem E-Ring des Saturn. Jetzt ist das Spitzer Space Telescope aber auf einen Saturnring weit außerhalb aller anderen gestoßen, mit extrem geringer Dichte — und ziemlich direktem Bezug zum exotischen Saturnmond Phoebe.

Nicht so schön wie ein typisches Saturn-Foto, aber die buchstäblich »größte« Entdeckung in seinem System: Drei Spitzer-Scans enthüllen einen unbekannten Ring weit draußen, der mit dem Mond Phoebe zusammenhängt. [A. Verbiscer et al.]
Der Ring erstreckt sich zwischen 128 und 207 Saturnradien Abstand, d.h. 7,7 und 12,5 Mio. km und ist 40 Saturnradien oder 2,4 Mio. km dick. Letzteres entspricht dem Raum, den Phoebe auf ihrer geneigten Bahn überstreicht, was einen Zusammenhang mit dem Mond nahelegt: Ständige Impakte von Mikrometeoriten — aus dem interplanetaren Raum wie aus dem Saturnsystem — auf den 215km-Mond sorgen wohl für eine permanente Nachlieferung von Ringteilchen. Die Dichte des neuen Ringes entspricht in etwa derjenigen des schwächsten Gossamerrings Jupiters, und dynamische Berechnungen zeigen, dass er sich zwischen dem Außenrand des bekannten Ringsystems und dem interplanetaren Raum ausdehnen muss. Obwohl der Ring so unauffällig ist, dass er vier Raumsonden und allen irdischen Beobachtungsmethoden entging, dürfte er doch eine bedeutende Rolle im Saturnsystem spielen: Größere Teilchen aus ihm spiralieren nämlich in Richtung Planet — und treffen dabei auf den Mond Japetus.

Dessen seltsame zwei Gesichter mit einer hellen und einer dunklen Seiten könnten so eine Erklärung finden: Es ist Staub aus dem äußeren Ring, der auf der dunklen Seite hängengeblieben ist, denn das Ringmaterial wird — wie Phoebe — falsch herum um den Saturn kreisen, während Japetus wie die anderen großen Monde rechtläufig ist. Allerdings passen die Spektren von Phoebe und Japetus‘ dunkler Seite nicht wirklich zusammen: Da muss noch mehr Physik oder Chemie im Spiel sein. Könnte man den neuen Ring übrigens mit dem bloßen Auge sehen, würde er auf beiden Seiten Saturns jeweils ein Winkelgrad weit in den Raum ragen. Aber seine Dichte ist so gering, dass man es nicht einmal bemerken würde, wenn man mitten drin stünde. Nur Spitzers IR-Auge MIPS konnte die schwache Emission des 80 Kelvin kalten Staubes bei 24µm und 70µm Wellenlänge überhaupt auffallen — und ohne das Japetus-Mysterium hätte man den Satelliten (damals noch gekühlt; seit diesem Mai ist er warm) auch gar nicht auf die Suche geschickt.

Daniel Fischer

JPL-Pressemitteilung: www.nasa.gov/mission_pages/spitzer/news/spitzer-20091006.html
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