Auch für den Amateur könnte der Planet – in den richtigen Farben gesehen – eine Menge zu bieten haben
Seit dem 9. November ist der Venus Express unterwegs, die erste Raumsonde der ESA zum inneren Nachbarn der Erde: Für den 11. April 2006 ist der Eintritt in eine erste Umlaufbahn geplant, und im Sommer soll die systematische Untersuchung der Venus beginnen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf bzw. in ihrer dichten Atmosphäre – und zwei der Instrumente auf dem Orbiter lassen aufhorchen: Sie arbeiten in Wellenlängenbereichen, die auch der Amateurastronomie zugänglich sind oder zumindest dicht daneben liegen. Und tatsächlich: Einige der Untersuchungen, die mit dem Venus Express geplant sind, könnten Beobachter, die ein wenig in die richtigen Filter investieren, durchaus nachzuvollziehen versuchen und dabei vielleicht sogar die Arbeit der Sonde unterstützen. Denn nur im weißen Licht ist die Venus eine strukturlose extrem helle Kugel mit Phase und sonst gar nichts:
Da moderne CCD-Chips – und selbst klassischer Schwarzweißfilm – bei 360 nm noch empfindlich sind, dürften Parallelbeobachtungen mit dem Venus Express in diesem Bereich am meisten versprechen. Und beim heutigen Stand der Bildverarbeitung lässt sich so manches herauskitzeln.
Kenner der Hochatmosphäre der Venus halten es für denkbar, dass unter bestimmten Umständen der normale Airglow dramatisch heller wird und dann auch für das Auge am Okular die Nachtseite der Venus aufglüht (Fischer 2001b), doch bei der einzigen großen gemeinsamen Beobachtungskampagne von einer Raumsonde und Amateuren war keine Korrelation der Sichtungen mit dem Sonnenwind zu erkennen (Phillips & Russell 1992). Parallelbeobachtungen des Aschgrauen Lichts mit den Instrumenten des Venus Express könnten das Rätsel endlich lösen – wenn nicht doch alles nur Einbildung ist.
von Cassini entdeckt wurden (Baines et al. 2000) – für den Amateur und selbst professionelle Teleskope auf der Erde wahrscheinlich uninteressant.
meist »offener« sind als die kurzwelligeren und auch mit interessanten Wolkenstrukturen aufwarten können, die sich in Absorption vor der Wärmestrahlung aus der Tiefe abzeichnen. Galileo lieferte detailreiche Bilder (Carlson et al. 1991), und zahlreiche Sternwarten auf der Erde (Bild rechts) überwachen diese nahinfraroten Spektralfenster.
Je größer die Wellenlänge, desto kontrastreicher zeichnen sich die Wolken ab, v.a. im K-Band bei 2.3 bis 2.4 µm – aber die Beobachtungen bei 1.01, 1.10 und 1.18 µm haben einen ganz anderen Reiz: Hier kann man bis auf die Oberfläche der Venus schauen (Meadows & Crisp 1996), wobei sich die tiefsten und wärmsten Landschaften hell und Berge dunkel abzeichnen! Das hätte noch vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten: Mit vergleichsweise einfachen Teleskopen und sogar Amateurmitteln ist ein Blick auf die Oberfläche der Venus möglich, der auf ewig Radaranlagen oder Landegeräten vorbehalten zu sein schien.
Von den Instrumenten des Venus Express ist die Venus Monitoring Camera VMC dasjenige, dessen Spektralbereich dem des Amateurs mit Abstand am nächsten kommt: Herzstück ist ein CCD-Chip, auf den jeweils gleichzeitig Bilder durch engbandige Filter mit 365, 513, 935 und 1010 nm belichtet werden. Sowohl die Wolkenstrukturen wie das 1-µm-Fenster bis zum Venusboden interessieren die VMC-Forscher, die übrigens in Deutschland sitzen, am MPI für Sonnensystemforschung. Das Visible and Infrared Thermal Imaging Spectrometer VIRTIS deckt dagegen den kompletten Spektralbereich von 250 nm bis 5 µm ab und erreicht auch die starken IR-Fenster, die dem normalen Amateur noch verborgen bleiben (entsprechende Detektoren kosten fünfstellige Euro-Beträge) – außer man lässt sich ein IR-Teleskop schenken; siehe Artikel unten …
Ein koordiniertes Programm von Venus Express und Profi- und Amateursternwarten hält die Projektleitung zwar für sinnvoll, konkret organisiert wurde aber in den hektischen drei Jahren zwischen Beschluß und Start der Mission noch nichts. Die Venus schrumpft derzeit tief am Abendhimmel zur Sichel und verschwindet in die untere Konjunktion (siehe interstellarum 43 Seiten 14 und 18), um dann ab Mitte Januar eine lange Morgensichtbarkeit zu beginnen: Das Scheibchen ist also besonders groß und in den kommenden Wochen gut für Versuche geeignet, die IR- Emission auf der Nachtseite abzubilden. Und wenn dann die Phase allmählich wieder voller wird, lohnen sich Experimente mit der Tagseite und dem Einsatz unterschiedlichster Farbfilter. Vielversprechende Resultate nimmt gerne die ALPO in Japan entgegen, die die einzige Echtzeit-Galerie mit Venus-Bildern zu führen scheint – und natürlich die interstellarum-Redaktion; siehe Kopf!
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