Erst zum dritten Mal ist ein winziger Asteroid einige Stunden lang von Teleskopen am Himmel verfolgt worden, bevor er die Erde traf bzw. – bei nur Meter großen Himmelskörpern die Regel – schon hoch in der Atmosphäre explodierte: 2018 LA, wie er posthum numeriert wurde, hat gestern gegen 18:50 MESZ über dem südlichen Afrika sein Ende gefunden. Dass er definitiv auf Kollisionskurs gewesen war, realisierten die Auswerter seiner spärlichen Himmelspositionen allerdings erst Stunden später.
Kein Vergleich also zur perfekten Premiere vor 10 Jahren mit 2008 TC3, der so früh entdeckt und dann intensiv im Raum verfolgt worden war, dass es schließlich eine ziemlich präzise Vorhersage des Absturzortes – im Sudan – gab. Seine Explosion in der Luft („Airburst„) wurde beobachtet, und danach ging in der Wüste ein Regen aus auch wissenschaftlich wertvollen Meteoriten nieder (Almaha Sitta genannt). Der Fall 2008 LA entspricht eher 2014 AA, als die höchstwahrscheinliche Kollision erst deutlich nach ihrem Zeitpunkt ermittelt und später – es war über dem Atlantik – immerhin durch eine Druckwelle in der Atmosphäre bestätigt werden konnte. Jetzt waren immerhin praktisch in der Stunde des Impakts mehrere Auswerter der Handvoll Positonsmessungen des damals noch „ZLAF9B2“ genannten Himmelskörpers zu dem Schluss gekommen, dass eine Kollision ziemlich wahrscheinlich war: Eine automatische Analyse der NASA gab eine Impakt-Wahrscheinlichkeit von 30% an, ein orbiterfahrener Amateurastronom ging von 85% aus und tippte auf einen Einschlag irgendwo zwischen Madagaskar und Indonesien. Die Bahnbestimmung war also – im Gegensatz zu vor 10 Jahren – so ungenau, dass nicht einmal der Kontinent geschweigedennein konkretes Land benannt werden konnten. Nun begann das Warten: Hatte irgendwer irgendwas gesehen?
Kurz vor Mitternacht verbreitete sich dann die Kunde von einer hellen Feuerkugel über dem südlichen Afrika – und ein Zusammenhang lag auf der Hand: Verlängerte man den berechneten „Impaktkorridor“ nur ein bisschen großzügiger nach Westen, dann passten die berechnete Asteroidenbahn und Ort und Zeitpunkt des Airbursts nahezu perfekt zusammen. Und gegen 5:00 MESZ heute stand auch aus rein astronomischer Sicht zu 100% fest, dass der Asteroid die Erde getroffen hatte: Es waren Positionsmessungen des „Frühwarnsystems“ ATLAS bekannt geworden, mit denen die Bahn erheblich verbessert werden konnte. Wie bei 2014 AA tauchten bald auch Daten eines klaren Druckimpulses in der Atmosphäre auf, typisch für den Airburst eines etwa 2 Meter großen Asteroiden. Etwa diese Größe ergibt sich auch aus den teleskopischen Helligkeitsmessungen, die nun dank der bekannten Bahn umgerechnet werden können. 2018 LA hatte eine Umlaufszeit von 1,6 Jahren, eine große Bahnhalbachse von 1,37 Astronomischen Einheiten, eine Bahnexzentrizität von 0,42 und eine Bahnneigung von 4,3°. Und hatte ‚im Anflug‘ der Sonne praktisch gegenüber gestanden, also in Opposition: ideale Bedingungen für die Beobachtung – die es 2013 beim 10-mal größeren Asteroiden von Chelyabinsk nicht gegeben hatte, der aus Richtung der Sonne gekommen und daher allen Teleskopen entgangen war.
LINKS:
Die Bahnanalyse: https://minorplanetcenter.net/mpec/K18/K18L04.html
Beobachtungen der Feuerkugel: http://www.amsmeteors.org/members/imo_view/event/2018/1924
Weitere Erkenntnisse und Abbildungen: http://remanzacco.blogspot.com/2018/06/small-asteroid-2018-la-impacted-earth.html
Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…
Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…
Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…
Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…
Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…