Meldungen aus der Forschung

MeerKAT: neues Riesen-Radioteleskop in Südafrika mit 64 Schüsseln überzeugt

Bezogen auf die Gesamtfläche der Schüsseln ist es das größte Radio-Interferometer der südlichen Hemisphäre und weltweit wohl das nun modernste Radioteleskop auf dem ganzen Planeten: MeerKAT aus 64 Schüsseln mit je 13,5 Metern Durchmesser in der Halbwüste Karoo in Südafrika, gestern unter großem Anteil auch der Politik eingeweiht – und schon sorgt es mit einem neuen scharfen Blick auf die Zentralregion der Milchstraße für Aufsehen.

Der Name des Radioobservatoriums ist einmal mehr ein typischer Astronomen-Gag: Er ist eigentlich das englische Wort für Erdmännchen (die in der Karoo tatsächlich vorkommen und für ihr aufmerksames in die Runde Schauen bekannt sind), kombiniert aber zugleich das Afrikaans-Wort „meer“, das „mehr“ bedeutet, mit den Akronym KAT, das für Karoo Array Telescope steht. Dieses Interferometer – also mehrere identische Antennen im wellengenauen Verbund zusammen geschaltet – sollte einmal aus „nur“ 20 Antennenschüsseln in der nordwestlichen Provinz Nordkap bestehen, aber die südafrikanische Regierung legte drauf, und nun sind es erheblich „meer“ geworden, mit zusammen 3,7 Hektar (genauer: 36,600 Quadratmetern) Oberfläche: Das wird heute nur vom etwas betagten Very Large Array in New Mexico mit 5,3 ha (27 Schüsseln à 25 Meter) übertroffen und liegt noch vor dem jungen internationalen Interferometer ALMA in Chile mit 2,6 ha. Direkt vergleichen lassen sich diese drei Instrumente nicht, da z.B. ALMA für wesentlich kürzere Wellenlängen als die ca. 20 bis 35 cm MeerKATs zuständig ist, aber allein die Empfänger- und Datenverarbeitungstechnik im Hintergrund sorgt dafür, dass sich MeerKAT als im Augenblick leistungsfähigstes Radio-Instrument der Welt fühlen darf.

Ein Teil der MeerKAT-Antennen vergangenes Jahr: Keimzelle des afrikanischen Teils des Square Kilometer Array – und auf für die südafrikanische Gesellschaft von großer Bedeutung. [SKA South Africa]
Einen sichtbaren Beweis für seine Fähigkeiten lieferte ein anlässlich der gestrigen Zeremonie präsentiertes Mosaik des Herz der Milchstraße (oben), dominiert von der zentralen Radioquelle Sagittarius A praktisch gesättigt in der Mitte und garniert von spektakulären Supernovaresten – und einem Gewirr aus mehr oder weniger senkrecht auf der Ebene der Milchtraße stehenden Filamenten. Die hatte bereits vor Jahrzehnten der Very Large Array entdeckt, aber noch nie waren sie so detailliert zu sehen gewesen. Ihre Natur ist immer noch unklar: Großräumige Magnetfelder und/oder Prozesse der Sternentstehung scheinen Rollen zu spielen. Das MeerKAT-Bild hat gestandene Radioastronomen spontan begeistert, und es verspricht Fortschritte bei der Aufklärung des Phänomens. Mit der Installation der letzten der 64 Antennenschüsseln ist MeerKAT zwar komplett, und der Routinebetrieb sollte Anfang 2019 beginnen – aber das Instrument ist zugleich erst der Anfang: Es bildet nämlich die Basis des südafrikanischen Teils des die Kontinente Afrika und Australien überspannenden Square Kilometer Array (Sammelfläche ein Quadratkilometer = 100 ha). Voraussichtlich ab 2020 kommen noch 133 Schüsseln hinzu, die Basislinien von bis zu 150 km – jetzt: 8 km – aufspannen, was die Winkelauflösung enorm verbessert. Aber auch MeerKAT hat schon eine starke internationale Komponente und stellt auch auf diese Weise einen nicht zu beziffernden Wert für die Wissenschaft und Technik Südafrikas dar.

LINKS:
Press Release zur Einweihung: http://www.ska.ac.za/media-releases/meerkat-radio-telescope-inaugurated-in-south-africa-reveals-clearest-view-yet-of-center-of-the-milky-way
Technische Details: http://www.ska.ac.za/wp-content/uploads/2016/07/meerkat-fact-sheet-2016.pdf
Von MeerKAT zum SKA: http://www.sciencemag.org/news/2018/06/new-radio-telescope-south-africa-will-study-galaxy-formation

Daniel Fischer

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Daniel Fischer

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