Management astronomischer Daten tut not!

Die Datenfluten, die moderne Teleskope mit erheblichem – auch finanziellem – Aufwand produzieren, sind der Weltgemeinschaft der Astronomen nicht in dem Masse frei zugänglich, wie es wünschenswert wäre: Vor und in einer Special Session auf der IAU-Hauptversammlung im August in Prag wurde daher ein Astronomers Data Manifesto formuliert, das im Endeffekt zu einer Art Kodex für astronomisches Datenmanagement führen soll. Heute taucht ein gewichtiger Anteil der Daten, auf denen publizierte Forschungsarbeiten basieren, nie in Datenzentren auf, wo andere Astronomen leicht darauf zugreifen können. 2003 hatte die IAU eine Resolution verabschiedet, nach der Daten, die die Öffentlichkeit bezahlt hat, auch jedermann zur Verfügung stehen sollten, und einige Organisationen wie die ESO haben das auch längst umgesetzt – aber einige große; meist privat finanzierte Sternwarten nicht, obwohl deren eigene Astronomen kräftig auf die öffentlichen Daten der anderen zugreifen.

Die Erfahrung zeigt, dass gut organisierte Datenarchive ungeheuer produktiv sind: Zum Beispiel erscheinen inzwischen viermal so viele Arbeiten auf der Basis von Hubble-Archivdaten als von den Autoren selbst, die diese Daten einst gewannen. Da das finanzielle Schicksal vieler Observatorien von der Anzahl der Publikationen (und insbesondere dem »Impact«, also wie oft sie in anderen Arbeiten zitiert werden) abhängt dürfte sich eine offene Datenpolitik sogar konkret rechnen. Ein anderes Problem des Datenmanagements ist die engere Kopplung der Datenarchive an konkrete Veröffentlichungen: Hier ist noch viel Arbeit nötig, um z.B. Tabellen automatisch aus Papers zu extrahieren und in Datenarchive einzufügen – wenn das die Verlage hinter den Fachzeitschriften überhaupt gestatten (aber deren Rolle und Einfluss schwindet derzeit sowieso). Ebenfalls angegangen werden muss die »Digital Divide« zwischen Ländern mit verbreitetem Highspeed-Internetzugang und dem Rest der Welt, wo die Wissenschaftler stark benachteiligt sind. Und sicherzustellen, dass heutige (oder auch ältere) astronomische Daten auch morgen noch existieren und die Datenträger weiter lesbar sind, ist ein weiteres Riesenproblem.

Daniel Fischer

Share
Published by
Daniel Fischer

Recent Posts

Astronomie im Winter: 3 schnelle Tipps, für die Beobachtung

Im Sommer wundervoll warm aber Astronomie im Winter eine Zumutung? Von wegen. Was Sie machen…

5 Jahren ago

Spix‘ Blick zum Mond: Hesiodus – Lichtspiele und Doppelwall

Die letzte Ausgabe des »Blicks zum Mond« ist noch einmal etwas für Frühaufsteher. Am 1.…

6 Jahren ago

Was ist eigentlich … 66?

Keine Sorge! Ich werde jetzt definitv nicht in irgendwelchen numerologischen Geheimnissen herumkramen und mich über…

6 Jahren ago

InSights Solarzellen offen – mehr Bilder

Nach der perfekten Landung von InSight auf dem Mars und dem Empfang des ersten Bildes…

6 Jahren ago

Eine Landung wie nach Drehbuch: InSight steht in der Elysium Planitia

Die Landung vom InSight auf dem Mars ist noch perfekter abgelaufen als erhofft. Nicht nur…

6 Jahren ago