Unser Leser Peter Reinhard fragt uns: „Ich hätte gerne gewusst, was passiert wäre, hätte es die von Ihnen angesprochene Kollision zweier Schwarzer Löcher, die zur Entdeckung der Gravitationswellen geführt hat, in unserer Galaxis gegeben. Hier musste es doch auch zu einem gewaltigen Ausstoß an Gammastrahlung gekommen sein, die möglicherweise jegliches Leben in weitem Umkreis – wenn nicht gar in der gesamten betreffenden Galaxie vernichtet hätte!“
Kurz nach Entdeckung des Gravitationswellensignals im September benachrichtigten die LIGO-Forscher einige Kollegen aus der Astronomie, die nach einem elektromagnetischen Gegenstück fahnden sollten. Dabei war natürlich Stillschweigen angesagt, um die Gerüchteküche nicht überkochen zu lassen. Dadurch dass beide LIGO-Detektoren in Livingston und Hanford das Signal »hörten«, könnte die Richtung am Himmel eingegrenzt werden. Das Signal kam grob gesagt aus der Richtung der Großen Magellanschen Wolke (170.000 Lichtjahre entfernt), aber viel, viel weiter dahinter – fast einen Faktor 8000 weiter weg. Seither suchten 25 Astronomen-Teams nach einem elektromagnetischen Gegenstück. Hierbei waren auch Wissenschaftler unseres Exzellenzclusters Universe in München beteiligt, die mit dem Teleskop des Dark Energy Survey (DES) in Chile Ausschau hielten. Sie fanden nichts.
Aber wie auch in den Medien berichtet wurde, hatte der Gammastrahlen-Satellit Fermi der NASA etwas gefunden. Aus der Richtung von GW150914 kam ein kurzer, schwacher Röntgenblitz mit einer Energie etwas über 50 keV, der etwa eine halbe Sekunde dauerte. Derzeit wird kontrovers diskutiert, ob das tatsächlich mit dem Gravitationswellenereignis assoziiert war.
Falls die beiden verschmelzenden Schwarzen Löcher Gasflüsse in ihrer Umgebung hatten, dann hätten Sie Recht, und es wäre ein Strahlungsausbruch im Bereich der Gammastrahlung zu erwarten – ähnlich wie bei den Gamma-Ray-Bursts. Typischerweise sind diese Ausbrüche stark gerichtet (anisotrop) und daher kann man nicht von einer flächendeckenden Auslöschung von Leben in der ganzen Milchstraße, hätte es sich in unserer Heimatgalaxie ereignet, ausgehen. Zudem sind diese Ausbrüche kurz und nur der Teil unserer Erde, der ihm räumlich zugewandt wäre, wäre in Gefahr. Je nach Szenario und Entfernung hätte dieser Gamma-Ausbruch zumindest die in dem Augenblick der Quelle zugewandte Erdseite »gegrillt «. Fakt ist jedoch: Bislang sind sich die Wissenschaftler nicht sicher, ob es ein elektromagnetisches Pendant gab.“
Dr. Andreas Müller ist Astrophysiker und gehört zum Experten-Beirat von Abenteuer Astronomie.
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