Kopf blass, Schweif weiter lang: McNaught erstaunt immer noch

McNaught (4)

Auch wenn Ende Januar der immer vollere Mond den Himmel erhellte: Beobachtern auf der Südhalbkugel bot der ehemals Große; Komet McNaught noch eine weitere Woche einen außergewöhnlichen Anblick. Gerade hat wieder ein mondfreies Fenster am Abend begonnen: Die Helligkeit der Koma ist zwar dramatisch abgestürzt, auf nur noch +3m am 1. Februar, aber der Staubschweif ist immer noch bis zu 20 Grad lang, wenn auch mit stark gesunkener Flächenhelligkeit. Er kann wahlweise steil am Abend (Bilder oben von McNaught selbst am 20. und 25. Januar) oder flach am Morgen genossen werden (Bild unten von McNaught am 30. Januar), und seine Gestalt hat sich ständig weiter entwickelt, mit der nachlassenden Aktivität des Kometen selbst wie dem wandernden Blickwinkel von der Erde. Wie der Staubschweif in seinen besten Tagen »funktionierte«, macht eine grafische Analyse plausibel – für die Aufnahmen der Süd- und Nordhalbkugel kombiniert werden mussten, weil das Ende des zeitweise gut 50° langen gekrümmten Schweifs im Südhimmel gar nicht über den Horizont kam! (Und die im Norden über den Horizont ragenden Schweifstrahlen erinnerten durchaus an den Kometen von 1744.)

Die geschwungenen Linien spiegeln das dynamische Verhalten unterschiedlich großer; Staubteilchen wieder, die zu verschiedenen Zeitpunkten den

McNaught (5)

Kern verliessen. Inzwischen scheint sicher, dass die markanten Streifen wirklich Synchronen waren: Sie gehen auf unterschiedlich große; Teilchen zurück, die gemeinsam starteten und verschieden stark vom Strahlungsdruck der Sonne beeinflusst wurden. Als überraschend bedeutsam für die Analyse haben sich dabei der sehr detailreiche Film des Schweifs im Perihel durch den Heliospheric Imager auf STEREO A (Eintrag vom 23.1.) erwiesen, der seine Entwicklung eine ganze Woche lang lückenlos dokumentierte. Bildersammlungen irdischer Beobachter gibt es zuhauf, erwähnt seien hier Picking, Kilner, Thorpe, Oliver, Garradd, Mattiazzo, Godward und die Royal Astron. Soc. of New Zealand aus Ozeanien, die ESO aus Chile, Nolthenius aus Kalifornien und Jacques aus Frankreich.

Besonders sehenswerte Einzelaufnahmen, z.T. mit pittoresk monderhellter Landschaft, gibt es vom 4. Februar (dito) und 31., 30., 29., 28., 26. (dito, dito, dito), 25. (dito, dito dito, dito), 24. (dito, dito, dito, dito, dito, dito), 23. (dito, dito, dito und eine Animation) und 22. Januar (dito, dito, dito, dito), vom 21. Januar aus Österreich, Kalifornien, der Luft und der Südhalbkugel (dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito, dito), vom 20. & 21. Januar aus den Alpen, vom 20. Januar aus UK, Italien und dem Süden (dito) und 19. Januar aus Italien. Mehrere australische Beobachter betonen übrigens, dass der Komet wirklich genau wie auf den Fotos aussah, wenn man ihn an dunklem Himmel mit blossem Auge betrachtete!

McNaught (6)

In den Tagen vor Erreichen des Perihels war die Lichtkurve ungewöhnlich steil nach oben gestiegen anstatt, wie ja so viele Kometenkenner befürchtet hatten, irgendwann einzubrechen: ein erstaunliches Verhalten für einen Kometen, der zum ersten Mal aus der Oort’schen Wolke Richtung Sonne gestürzt ist. (Und daran besteht nach der neuesten Bahnanalyse im IAUC # 8801 vom 29.1.2007 kein Zweifel: Die große; Halbachse der Bahn mass vor dem Perihel grob 60 000 und seither rund 2000 AU.) Eher verhalten sich kurzperiodische Kometen wie 96P/Machholz so. Dank seiner Helligkeitsspitze und des anschliessenden spitzenmässigen Schweifs muss die Liste der hellsten Kometen der letzten 200 Jahre nun ergänzt werden. Die Komahelligkeit ist in der dritten Januardekade steil abgefallen: Am 20. und 21. wurde McNaught auf etwa -1m, vom 22.-24. auf 0m, vom 25. bis 27. auf +1m, am 28. und 29. auf +2m und am 30. und 31. auf +2,5m geschätzt, in den ersten Februartagen dann auf +3m. Aber das gilt natürlich nur für den kleinen Kometenkopf: Der Schweif blieb beeindruckend, wie Berichte vom 5. (dito) und 3. Februar und 30., 29. (dito, dito), 28. (dito), 26., 25. (dito), 24. (dito, dito), 23. (dito aus Arizona), 22. + 23., 22. (dito sowie aus Irland) und 21. Januar (dito) dokumentieren. Man darf gespannt sein, wie lange McNaught nun am erneut mondfreien Himmel des Südens – in Neuseeland wurde er sogar zirkumpolar! – noch durchhalten wird.

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