Komet war zwölf Jahre lang Jupitermond

Ungefähr in den Jahren 1949 bis 1961 — wie genau sich dies berechnen lässt, ist unter Himmelsmechanikern umstritten — hatte der Planet Jupiter einen Mond mehr: den Kometen 147P/Kushida-Muramatsu, der in eine Umlaufbahn hinein- und nach zwei kompletten Umläufen wieder hinausgeschlüpft war.

Komet 147P/Kushida-Muramatsu war Mitte des 20. Jahrhunderts 12 Jahre lang zu einem Mond des Jupiter (im Zentrum), bevor er dessen Einflussbereich wieder verließ. [Ohtsuka/Asher]
Ein Unikum ist das nicht: Schon fünf solcher Zwischenfälle sind bekannt, und der Aufenthalt des Kometen im Jupiterorbit war auch nur der drittlängste. Beobachtet hat dies damals natürlich niemand, aber nach Positionsmessungen von 147P in jüngerer Zeit über neun Jahre hinweg ist seine Bahn ziemlich gut bekannt. Exakt zurückrechnen bis ins Jupiter-Abenteuer hinein lässt sie sich zwar nicht (zumal Ausgasungen des Kometenkerns zu leichten aber schwer zu modellierenden Bahnstörungen führen), aber hunderte von plausiblen Bahnen von Kushida-Muramatsu landeten zurückgerechnet stets im Jupiterorbit.

149P war einer von 18 untersuchten Kometen der sogenannten »Quasi-Hilda«-Gruppe: Die anderen flogen den Rechnungen zufolge alle nur nahe am Jupiter vorbei, vollendeten dabei aber nicht mal einen kompletten Orbit, bevor sie das System wieder verließen. Der berühmteste Komet in einer Jupiter-Umlaufbahn war natürlich Shoemaker-Levy 9, der dabei von Gezeitenkräften in dutzende Fragmente zerrissen wurde, die dann auf den Planeten stürzten. Auch der einzelne Himmelskörper, den letzteres Schicksal diesen Juli ereilte, könnte ebenfalls zuvor ein Jupitermond gewesen sein — und wir kennen auch einen zukünftigen: Komet 111P/Helin-Roman-Crockett, der bereits 1967 bis 1985 dreimal den Planeten umrundete, wird von 2068 bis 2086 gleich sechs Jupiterorbits absolvieren.

Daniel Fischer

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