Seit bald zwei Jahren steht die kosmische Begegnung schon im Terminkalender von Astronomen und Raumsondenbetreibern, und jetzt wird es ernst – doch einer der Beteiligten droht im letzten Moment schlapp zu machen: Im September ist die Helligkeit des Kometen C/2013 A1 (Siding Spring) erheblich eingebrochen, und es ist unklarer denn je, was da am 19.10. gegen 20:28 MESZ in 132000km Abstand mit 56km/s am Planeten Mars vorbeischießen wird. Dass der beste Blick von der Erde aus deutlich vor der Mars-Passage liegen würde, war wegen der Bahngeometrie des Kometen immer klar gewesen, und Anfang September hatte der Komet tatsächlich mit 9m,5 seine maximale Helligkeit erreicht. Doch bald darauf ging die Helligkeit viel steiler zurück als erwartet, während es andererseits keinerlei Anzeichen für etwa ein Auseinanderfallen des Kometen gibt, was so weit draußen im Sonnensystem auch ein Novum gewesen wäre. So stockt der Gas- und Staubausstoß von Siding Spring vielleicht nur temporär, und erholt sich wieder – so oder so aber wird er von den derzeit fünf aktiven Orbitern und zwei Rovern auf der Marsoberfläche erwartet.
Anfängliche Befürchtungen, dass die Staubkoma von Siding Spring eine große Gefahr für die Orbiter darstellen könnte, haben eine Reihe von detaillierten Modellrechnungen weitgehend zerstreut; gleichwohl werden sich einige der Orbiter aber in den kritischen Minuten auf der kometenabgewandten Seite des Planeten aufhalten. Vor allem aber werden sie Siding Spring selbst mit einer Vielzahl von Instrumenten unter die Lupe nehmen, von denen freilich keines für die Kometenforschung optimiert ist.
Der hochauflösenden Kamera des Mars Reconnaissance Orbiters könnte es immerhin gelingen, den Kometenkern vielleicht 7–8 Pixel groß abzubilden, wobei die zurückgegangene Aktivität sogar helfen würde: Es wären die ersten Bilder eines frischen Kometenkerns aus der Oortschen Wolke. Vor allem der Neuankömmling MAVEN wird sich um die Wechselwirkung der Kometenkoma mit der Marsatmosphäre kümmern, falls sie denn so weit reicht. Wie schon beim ISON-Abenteuer 2013 werden alle Beobachtungen von einer zentralen Kampagne koordiniert, die auch Teleskope auf der Erde und explizit auch wieder Amateurastronomen einschließt.
Daniel Fischer
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