Komet P/2010 A2 (LINEAR) doch kein Kollisionsprodukt

Großes Aufsehen hatte Anfang des Jahres der Komet P/2010 A2 (LINEAR) ausgelöst: Sein seltsam geformter Staubschweif war deutlich von einem inaktiven Kern getrennt. War dies womöglich gar kein Komet, der den Schweif aus eigener Kraft, d.h. mitgerissen von ausströmendem Gas, produziert hatte, sondern das Produkt einer Kollision zwischen zwei Kleinplaneten?

Der Kern des Kometen P/2010 A2 (Pfeil) und der abgelöste Staubschweif, aufgenommen mit dem William Herschel Telescope auf La Palma am 21. Januar.

Dafür sprach immerhin die Bahn des seltsamen Gebildes im Hauptgürtel, wo es eigentlich keine aktiven Kometenkerne mehr geben sollte. Und doch scheint diese Interpretation falsch zu sein: Die Gestalt des Staubschweifs ist nun per Modellrechnung nachempfunden und Aufnahmen aus La Palma angepasst worden – und nur eine monatelange kontinuierliche Absonderung des Staubs, nicht jedoch eine schlagartige Freisetzung, passt! Volle acht Monate lang hat LINEAR demnach bereits ab März 2009 den Schweif produziert und dann – knapp vor der Entdeckung – seine Aktivität eingestellt, was den Abstand zwischen dem komalosen Kern und dem Schweif erklärt. Als aktiver Himmelskörper muss LINEAR nun zu der exotischen Klasse der »Hauptgürtel-Kometen« gezählt werden, die es irgendwie geschafft haben, nennenswerte Wassereis-Vorräte noch in vergleichsweiser Sonnennähe zu konservieren – in diesem Fall noch sonnennäher als sonst, mit einer großen Halbachse von 2,3AE.

Fragt sich nur, was solche Kometen veranlasst, nach langer Ruhe plötzlich aktiv zu werden. Das lässt sich auch bei P/2010 A2 nicht mehr klären, aber zumindest als Auslöser seiner zeitweiligen Aktivität käme ein kleiner Einschlag eines anderen Körpers durchaus in Betracht. Anschließend hat der rund 220±40m kleine Kometenkern immerhin 1/300 seiner Masse in den Schweif verloren.

Daniel Fischer

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