Dieser Tag würde kommen, das war bekannt: Für seine präzise Ausrichtung im Raum benötigt der NASA-Planetenjäger Kepler drei funktionierende Drallräder. Von den vieren an Bord war die Nr. 2 schon letztes Jahr ausgefallen, und der Nr. 4 war es in letzter Zeit immer schlechter gegangen. Nun dreht es sich gar nicht mehr, und der Satellit ist erst einmal in eine sichere Parkposition gedreht worden, in der er kaum Treibstoff für seine Düsen verbraucht. Zwar könnte man ihn im Prinzip auch mit diesen und den verbliebenen zwei Drallrädern leidlich ausrichten, aber für die präzise Fotometrie hunderttausender Sterne, für die Kepler ausgelegt ist, reicht das nicht – und es würde auch die Treibstoffvorräte binnen Monaten verbrauchen. Zunächst werden jetzt die Systeme an Bord etwa einen Monat lang systematisch getestet: Lässt sich das nie komplett stecken gebliebene Drallrad Nr. 2 reaktivieren? Kann man gar die Nr. 4 durch energischen Rückwärtslauf befreien? Anschließend soll beraten werden, ob mit dem Satelliten in seinem neuen Zustand doch noch sinnvolle Exoplanetensuche oder auch andere Wissenschaft betrieben werden kann.
Konkrete Optionen für solch eine alternative Nutzung konnten die Betreiber von Kepler bei einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz mit Journalisten am 15. Mai allerdings nicht benennen: Zu speziell für das stabile Anstarren immer desselben Himmelsfeldes ist der Satellit ausgelegt und seine Bilder sind mit Absicht etwas unscharf, so dass Sternhelligkeiten besonders genau gemessen werden können. Das sei wie ein Luxusauto, bei dem noch alles funktioniert aber plötzlich das Lenkrad abgebrochen ist, beschrieb Chefwissenschaftler William Borucki den Zustand Keplers, dessen Mission im weiteren Sinne ohnehin noch lange weitergehen wird: Es haben sich so viele Lichtkurven angestaut, dass es allein noch zwei weitere Jahre dauern wird, alle Fotometrie der vier Missionsjahre durchzugehen. Die automatische Auswerte-»Pipeline« ist immer weiter verbessert worden, so dass die Entdeckung vieler weiterer – vor allem auch kleiner – Exoplaneten praktisch garantiert ist. Ob da wohl auch das eigentliche und noch unerreichte Ziel der Mission dabei sein könnte, ein erdgroßer Planet auf erdähnlicher Bahn um einen sonnenähnlichen Stern? Borucki geht ziemlich sicher davon aus – aber bis man sich bei einem eventuellen Kandidaten eindeutig sicher sein könne, würden noch ein paar Jahre mehr vergehen.
Daniel Fischer
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