Kaum Eis im Shackleton-Krater

Mehr als fünf Millionen Höhenmessungen machen das Höhenrelief des Kraterinneren deutlich. [NASA, GSFC, SVS]

Er galt bis vor kurzem als einer der heißesten Kandidaten für gefrorenes Wassereis und Stützpunkt einer potentiellen künftigen Mondstation: Der kleine, nur etwa 20km große Einschlagkrater Shackleton auf der Mondvorderseite in unmittelbarer Nähe des Mondsüdpols. Teile seines Kraterrandes werden vor dem Hintergrund der speziellen Raumgeometrie dauernd von Sonnenlicht beschienen, denn die Rotationsachse des Mondes ist nur um ein Grad zur Sonne geneigt. Der ewig helle Kraterrand wäre wichtig für die Erzeugung von Strom mittels Sonnenkollektoren. Weiter unten, Richtung der ewig dunklen Kraterböden der Südpolarregion, sollten sich nach Beobachtungen von Lunar Prospector bis zu zwei Milliarden Tonnen flüchtiger Stoffe wie Wasserdampf in gebundener Form über Jahrmilliarden in den -200°C kalten Kältefallen des Erdtrabanten gesammelt und beständig gehalten haben. Wie sich darüber hinaus weiter zeigte, ist Shackleton mit rund 3,6 Mrd. Jahren deutlich älter als angenommen, was ihm eine längere Phase des „Eisansammelns“ hätte bescheren sollen.

Verantwortlich für das Eis auf dem Mond ist einer Theorie zufolge der Einschlag wasserhaltiger Kometen auf dem Mond. Auch der Sonnenwind, der permanente Strom geladener Teilchen, den die Sonne aussendet, sorgt für Nachschub. Er enthält große Mengen Wasserstoff. Sobald dieser auf sauerstoffreiches Mondgestein trifft, sollte sich aus dieser Zusammenkunft Wasser bilden. Der Haken: Offensichtlich scheint diese Vorstellung zu schön, um wahr zu sein. Sollten sich tatsächlich Milliarden Tonnen Wassereis am Mondsüdpol befinden, liefert Shackleton jedenfalls keinen nennenswerten Beitrag dazu. In dem bis zu 4100m tiefen Krater befindet sich kaum Wassereis. Wie eine Bestimmung des Erhaltungszustandes der Krateroberfläche mittels Infrarotlaser zeigt, ist ihr Reflexionswert zu gering, um größere Mengen Wassereis im Krater vermuten zu lassen. Der Wert entspricht eher einer ca. einen Mikrometer (0,001mm) dicken Staubschicht, mit 20% Wassereisanteil. Damit ist der Standort wenig interessant, um beispielsweise Sauerstoff als lebenswichtige Ressource in größerem Umfang zu produzieren.

Lars-C. Depka

Originalarbeit:
www.nature.com/nature/journal/v486/n7403/full/nature11216.html
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