Sie hat schon Sonden zu Mond und Mars geschickt, und nun besitzt die indische Weltraumbehörde ISRO auch ein astronomisches Observatorium im Erdorbit: Am 28. September brachte eine PSLV-Rakete den ASTROSAT auf eine 650km hohe Umlaufbahn in Äquatornähe, von der aus er mindestens fünf Jahre lang seine fünf Teleskope ins Weltall richten soll. Das Besondere gegenüber allen derzeit arbeitenden Weltraumobservatorien ist der breite Spektralbereich, der dabei gleichzeitig abgedeckt wird: Er reicht vom sichtbaren Licht über das ultraviolette bis zum Röntgenbereich – Wellenlängen, die die Atmosphäre komplett absorbiert und die nur aus dem Orbit zugänglich sind. Bislang mussten sich indische Astronomen um Beobachtungszeit mit Röntgensatelliten anderer Nationen bemühen, jetzt ist es umgekehrt: Zwar dürfen später auch Ausländer mit dem ASTROSAT beobachten, aber indische Forscher haben stets Vortritt.
Die Vorteile des mit 1,5 Tonnen Masse schon recht beachtlichen ASTROSAT liegen nicht nur in seinem Multi-Wellenlängen-Konzept: Die Teleskope verfügen auch über viel größere Gesichtsfelder als die großen Röntgensatelliten Chandra und XMM-Newton von NASA und ESA, die in der Regel lange einzelne Objekte anvisieren. ASTROSAT dagegen kann schnell große Teile des Himmels überwachen und dabei neu aufgeflammte Quellen entdecken, hinter denen sich meist interessante astrophysikalische Ereignisse mit hoher Energie verbergen. Damit könnte der ASTROSAT eine wichtige Alarmfunktion für viele andere Teleskope im Orbit und auf der Erde übernehmen. Zudem sind seine Detektoren in der Lage, auch extrem helle Röntgenquellen zu verfolgen, die seine großen Brüder regelrecht blenden würden. Das erste Jahr gehört der ASTROSAT allein seinen Erbauern, danach wird er für externe Beobachtungsanträge offen sein.
Daniel Fischer
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