Große Eruption von Eta Carinae eine neue Art Sternexplosion?
Seit der südliche Stern Eta Carinae in den 1840-er Jahren einen gewaltigen Helligkeitsausbruch erlebte und einen Teil seiner Hülle abstieß, wird über den Mechanismus dieser Eruption gerätselt: 650km/s schnell waren damals 12 Sonnenmassen Gas in den Raum geschleudert worden, die heute den kompakten Homunculus-Nebel bilden. Sie erfolgten mit einer kinetischen Energie von fast 1050 erg, immerhin einem Zehntel dessen, was eine typische Supernova leistet. Lediglich die Expansionsgeschwindigkeit der Ejekta schien geringer zu sein: Die schnellsten »Brocken«, die man lange Zeit messen konnte, brachten es auf 1000 bis 2000km/s. Zwei neue spektrale Messungen zeigen aber Geschwindigkeiten von 3500 bis sogar 6000km/s, und die Ejekta haben auch größere Distanzen vom Stern erreicht als bisher bekannt. Die kinetische Energie des Ausbruchs im 19. Jh. war damit ungefähr doppelt so groß – und die Ejekta verhalten sich eher wie ein (energiearmer) Supernovaüberrest. Die schnellsten Teile stoßen dabei bereits mit Gasknoten zusammen, die Eta Carinae vor rund 1000 Jahren abgesprengt hat: Von seinen ursprünglich rund 150 Sonnenmassen hat der Stern durch wiederholte Eruptionen schon gut ein Drittel verloren. Konnte man diese wiederholten Ausbrüche bisher vielleicht noch durch Episoden besonders heftigen Sternwinds erklären, so drängt sich nun der Verdacht auf, dass es tief im Sterninneren wiederholt zu richtigen Explosionen kommt, die an Supernovae erinnern. Instabilitäten im Zusammenhang mit den Endphasen des Kernbrennens könnten ein Mechanismus sein, der aber zu keinem kompletten Kollaps des Kerns führt. Auch viele Verwandte von Eta Carinae, die als Luminous Blue Variables bezeichnet werden, neigen zu heftigen Ausbrüchen, die manchmal ihr endgültiges Ende in einer Supernovaexplosion ankündigen: »Supernova-Schwindler« werden diese Eruptionen in der Literatur genannt. Die Grenze zwischen falschen und echten Supernovae ist bei diesen Extremsternen womöglich nicht scharf.